In den letzten Jahren gab es in den DEL-Pausen gerne einen Blick auf die Zuschauerentwicklung in der Liga geworfen. Auch diesmal will ich diese Gelegenheit nutzen und einen Blick auf die aktuelle Lage werfen im Vergleich zu den Vorjahren. Dabei gibt es ein paar erstaunliche Erkenntnisse.
Nehmen wir uns die Clubs der Reihe nach vor, beginnend beim Tabellenletzten, Krefeld.
In Gelb die aktuellen Zuschauerzahlen, in Rot die Zuschauerzahlender letzten Saison, jeweils akkumuliert. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die Pinguine Zuschauer eingebüßt haben, bei DEM Saisonverlauf keine wirklich große Überraschung. Drei Heimspiele stehen für den KEV noch aus, Gegen Ingolstadt, Wolfsburg und Augsburg, was jetzt auch nicht unbedingt eine große Erholung erwarten lässt. Im Vergleich zur Vorsaison ist der Besuch um fast 12 Prozent zurückgegangen. Am Ende der Saison dürfte wohl der schwächste Besuch der letzten 6-Spielzeiten stehen. In absoluten Zahlen ausgedrückt, waren in der letzten Saison 13.346 weniger Zuschauer im König-Palast.
Wie sehen die Zahlen für den Vorletzten aus Schwenningen aus?
Vielleicht liegt es ja am Zwischenhoch der Wild Wings, dass die Zahlen im Vergleich zu denen bei Krefeld nicht ganz so krass ausfallen. Auch die Schwenninger mussten Einbußen hinnehmen. Das muss aber bis Saisonende nicht zu bleiben, immerhin steht hier noch ein Derby an. Die letzten Heimspiele der Wild Wings gehen gegen Mannheim, München und Krefeld – das Spiel gegen den KEV könnte sogar noch die Entscheidung bezüglich des letzten Tabellenplatzes bieten. Im Augenblick steht Schwenningen im Vergleich zur Vorsaison bei -2,8 %. Absolut ist es eine Einbuße von 2.526 Zuschauern. Das könnten sie noch aufholen, aber der Rückstand auf die vorletzte Saison ist schon zu groß.
Kommen wir zu den Panthern aus Augsburg.
Natürlich ist es nicht die perfekte Saison, die der AEV spielt. Aber das hat man mit mehreren anderen Clubs gemein. Und es dürfte der Spannung im Preplayoffrennen geschuldet sein, dass die Panther auf gutem Kurs sind. Die Steigerung zum Vorjahr liegt bei 1,5 %, ich erwarte bis Ende der Saison sogar noch eine kleine Steigerung, schließlich sind die Panther noch mitten im Rennen, Spiele stehen noch gegen Berlin und Hamburg aus, bevor zum Ende der Hauptrunde noch zwei ausgesprochen wichtige Derbys gegen Ingolstadt und Straubing anstehen. Im Augenblick liegt man um 1.659 Zuschauer besser als vorige Saison, vielleicht kann man am Ende der Hauptrunde sogar die Rekordsaison 2013/14 übertreffen.
Wie sieht es beim Vizemeister Ingolstadt aus?
Ist es die Dankbarkeit für die letzte Saison, ist es wie beim AEV der Spannung des Preplayoffrennens geschuldet? Jedenfalls werden auch beim ERC die Zahlen der letzten Saison übertroffen. Wir sprechen hier von einer 4,5-prozentigen Steigerung, nicht überwältigend, aber spürbar, 3.763 Zuschauer mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahrs, das ist fast wie ein Heimspiel mehr als in der Vorsaison. Dazu stehen noch Spiele gegen Mannheim und Iserlohn aus, dazu in den letzten zwei Spieltagen Heimderbys gegen Nürnberg und München. Ich denke nicht, dass Ingolstadt am Ende unter dem Besuch des Vorjahres liegen wird. Am Ende der Saison dürfte für den ERC ein neuer DEL-Zuschauerrekord stehen. Den gab es in der vergangenen Saison mit 100.218 Zuschauer. 13.000 fehlen noch, das sollte bei diesen Paarungen, in dieser Tabellensituation zu machen sein.
Mit Hamburg kommen wir zu einer Mannschaft, die sich weit unter Wert zu schlagen scheint.
Die Freezers-Fans, das sind die ganz Harten, bin ich geneigt zu behaupten, wenn ich nicht wüsste, dass die Adler noch kommen. Die Freezers spielen nun wirklich nicht die allerbeste Saison, aber der Zuschauerandrang spiegelt das nicht wieder, sie verzeichnen den besten Besuch seit der Spielzeit 2006/07 (der Schnitt liegt knapp 100 pro Spiel schlechter). Man könnte das dahingehend interpretieren, dass in Hamburg mit den Jahren ein fester Stamm an Eishockey-Fans herangewachsen ist. Fast um 6 % übertreffen die Hamburger die Vorsaison, auch das ist praktisch wie ein Heimspiel mehr, also finanziell durchaus spürbar. Und angesichts der Spannung kann man das vielleicht auch noch steigern in den letzten fünf Heimspielen gegen Schwenningen, München, Mannheim, Krefeld und Iserlohn.
Kommen wir zu den Haien.
Kaum zu glauben: Wir sprechen hier von einer Steigerung beim Zuschauerbesuch von 10,3 %. Das fällt sogar schon in die Kategorie „zwei Heimspiele mehr“. Wir sprechen hier über 22.000 Zuschauern mehr als zum selben Zeitpunkt in der Vorsaison. Das ist der beste Besuch seit vier Jahren! Und der Saisonverlauf ist fast eine Garantie dafür, dass diese Bilanz noch weiter ausgebessert wird, Köln hat noch sechs Heimspiele, mehr als jedes andere DEL-Team. Gegen Hamburg, Wolfsburg, Schwenningen, Berlin, München. Und dann im letzten Heimspiel sogar noch ein Derby! Wie den Hamburgern kann man den Haie-Fans eine gewisse Leidensfähigkeit unterstellen.
Und wie sieht es in Niederbayern aus? Nächster Club sind die Tigers.
Bei der Saison, die die Tigers spielen, war es fast zu erwarten, dass das auch positive Auswirkungen auf den Zuschauerbesuch haben würde. Wäre sonst noch schöner. Eine Steigerung von 7 % enspricht in Heimspielen anderthalb mehr. Absolut fanden 6.771 Zuschauer mehr in die Halle. Das Niveau der Saison 2012/13 erreicht man damit nicht, aber die Besuchskurve zeigt wieder eindeutig nach oben. In den letzten drei Heimspielen geht es gegen die DEG, Ingolstadt und Hamburg.
Nächster Club ist der Meister, wer sich das kaum noch vorstellen kann, es sind die Adler.
So sieht das aus, wenn Fans abstrafen. Es kommen nur 1,8 % mehr als in der Vorsaison. Ist das der Meisterbonus? Oder geht man jede Woche wieder hin, weil man es einfach nicht fassen kann? 11.469 Zuschauer besuchen durchschnittlich die Heimspiele der Adler: Das ist der vierthöchste Schnitt aller Zeiten in der Kurpfalz. Einer gewissen Faszination angesichts dieser Entwicklung kann ich mich nicht erwehren. Vielleicht sagt man sich als Adler-Fans ja auch, hei, mir geht`s gut, wo bekomme ich eine Portion Depri her? „Wir haben da was für Sie … „. Man kann sagen, was man will: Adler-Fans sind treu bis zur Selbstaufgabe. Aber vielleicht geht der Fan auch nur solange bis zum Horst, bis er brechen muss. Nach einer Inkubationszeit von einer Saison?
Kurios, Köln, Mannheim und Hamburg haben wir schon abgehakt, und jetzt erst kommen wir zu gefühlten oberen Hälfte der Tabelle …
Als da wären die Grizzlys aus Wolfsburg …
Wolfsburg ist bekanntlich nicht der Zuschauerkrösus der DEL, die Zuschauerzahlen schwanken von Spielzeit zu Spielzeit nur gering, aber die Grizzlys haben eine realistische Chance, einen neuen Rekord für den Club aufzustellen. Im Schnitt besuchen 2.520 Zuschauer die Spiele, damit liegt man knapp 100 Zuschauer besser als in der letzten Saison, was einer Steigerung von 4 % entspricht. So viele Zuschauer waren bei den Grizzlys in den letzten fünf Spielzeiten nicht. Wir sprechen von einer kleinen, bescheidenen Steigerung.
Nächster Kandidat sind die Ice Tigers aus Nürnberg …
Auf den ersten Blick zu erkennen: Eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Vorsaison. In Zahlen ausgedrückt sprechen wir hier von 14 Prozent, in Heimspiele umgerechnet praktisch von drei Heimspielen mehr. In absoluten Zahlen gab es 14.368 mehr Zuschauer als im Vergleichszeitraum. Damit gehört Nürnberg rein zuschauermäßig zu den ganz großen Gewinnern in dieser Saison. Besser lief es bei den Ice Tigers nur in der Spielzeit 12/13, da hatte man immerhin das Wintergame. Aktuell haben die Franken einen Zuschauerschnitt von 5.302. Im Laufe ihrer DEL-Geschichte standen sie nur einmal besser da in der Hauptrunde, in der Spielzeit 2003/04. Damals lag der durchschnittliche Besuch bei 5.590.
Weiter geht es ins Sauerland und zu den Iserlohn Roosters.
Die Roosters sind, klare Sache, ein Opfer ihres Erfolges. Sie haben ein großes Problem, ihre Halle ist zu klein. Sonst würde die Steigerung wohl deutlich größer ausfallen. Wie ich darauf komme: Es ist schwer, für die Roosters-Spiele Karten zu bekommen, die letzten 10 Spiele waren ausverkauft. In der DEL dürfte das ein Novum sein. (Gut, bis den Eisbären gab es da früher auch häufig, aber 10 Mal in Folge? Ist mir zu aufwendig, das nachzuschauen. Ich behaupte, das ist ein Rekord.) Zuschauerschnitt 4.596. Das liegt 9,9 % über dem der Vorsaison. Und das war damals schon ein Rekord. Aber offensichtlich nicht für die Ewigkeit.
Und was machen die Roten Bullen? Läuft ja auch bei den Münchnern nicht so schlecht …
Die Bayern gehörten ja letzte Saison schon zu den großen Gewinnern mit einer Steigerung von über 20 %, auch in dieser Saison sind die Zahlen sehr positiv. Erneut konnte man um fast 10 Prozent zulegen. 8.791 Zuschauer mehr ist wie zwei Heimspiele mehr. Am Ende der Saison dürften auch hier die besten Zahlen der Club-Geschichte stehen.
Mit den Eisbären und der DEG fehlen uns jetzt noch zwei Mannschaften. Zunächst der Rekordmeister …
Traditonell haben die Eisbären eine sehr gute Hallenauslastung, sodass die Schwankungen von Saison zu Saison eher gering sind. Berlin hält konstant ein hohes Niveau mit einem Schnitt von gut 13.000 Zuschauern. Überraschungen sind also nicht zu erwarten, immerhin lässt sich eine kleine Steigerung um 1,8 % festhalten. Faustregel: Egal wie Berlin spielt, auf den Zuschauerandrang hat das nur geringe Auswirkungen.
Bleibt uns noch die DEG …
Zwei Sachen fallen auf, zum einen liegt der Besuch fast auf dem Niveau der Vorsaison, zum anderen liegt der Besuch fast auf dem Niveau der Vorsaison. Das kann man erstaunlich nennen, denn immerhin hatte man da das Wintergame! In absoluten Zahlen ausgedrückt: Die DEG liegt in dieser Saison bei einem Zuschauerschnitt von 8.100 Besuchern, das sind genau 769 weniger als letztes Jahr. Ein Absinken von 0.5 %. Trotz Wintergames. Eishockey ist wieder sexy. Gut, bei den Leistungen kein Wunder. Nehmen wir das Wintergame letzte Saison `raus, setzen den Besuch mit einer typischen Zahl für ein Köln-Spiel an, sagen wir 10.000 Besucher, ergibt sich folgendes Bild im Vergleich …
Dann sprechen wir hier für die laufende Saison, und fünf Heimspiele hat die DEG noch, von der unfassbaren Steigerung von 31,1 %. Zur Zeit hat die DEG im Schnitt 8.100 Zuschauer pro Spiel, ich halte es für unwahrscheinlich, dass diese Zahle in den verbleibenden Spielen noch großartig sinken wird. Historisch gesehen hatte die DEG in der DEL nur in einer Spielzeit bessere Werte vorzuweisen. In der Gründungssaison. Verdamp lang her.
Der durchschnittliche Besuch bei einem DEL-Spiel liegt bei 6.538 Zuschauern, das ist der beste aller Zeiten, im fünften Jahr in Folge konnte die DEL den Zuschauerzuspruch steigern.
Saison | Gesamt | Spiele | Schnitt |
2011/12 | 2.205.541 | 364 | 6.059 |
2012/13 | 2.246.716 | 364 | 6.172 |
2013/14 | 2.308.736 | 364 | 6.342 |
2014/15 | 2.336.670 | 364 | 6.419 |
2015/16 | 2.013.767 | 308 | 6.538 |
Aufgrund der Lage der Liga, schätze ich, könnte sich der Wert für die laufende Saison wahrscheinlich sogar noch ein wenig steigern.
Die Zahlen für alle Clubs noch einmal im Überblick:
Heimspiele | 2014/15 | 2015/16 | +/- | absolut | |
Krefeld | 23 | 115.571 | 102.225 | -11,5 | -13.346 |
Schwenningen | 23 | 91.230 | 88.702 | -2,8 | -2.528 |
Düsseldorf | 21 | 170.878 | 170.109 | -0,5 | -769 |
Augsburg | 22 | 107.046 | 108.705 | 1,5 | 1.659 |
Mannheim | 22 | 247.744 | 252.319 | 1,8 | 4.575 |
Berlin | 23 | 295.891 | 301.178 | 1,8 | 5.287 |
Wolfsburg | 22 | 53.323 | 55.432 | 4,0 | 2.109 |
Ingolstadt | 22 | 83.582 | 87.345 | 4,5 | 3.763 |
Hamburg | 21 | 176.637 | 186.987 | 5,9 | 8.904 |
Straubing | 23 | 96.737 | 103.508 | 7,0 | 6.771 |
München | 22 | 92.791 | 101.582 | 9,5 | 4.617 |
Iserlohn | 22 | 91.973 | 101.108 | 9,9 | 9.135 |
Köln | 20 | 215.979 | 238.183 | 10,3 | 22.204 |
Nürnberg | 22 | 102.281 | 116.649 | 14,0 | 14.368 |
Ein kleiner Nachtrag noch: Eine Rolle spielt natürlich auch, wie viele Spiele unter der Woche, nicht um die Weihnachtszeit, ausgetragen werden. Letzte Saison waren das 42, dieses Jahr werden es am Ende 29 sein. Alleine diese 13 Spiele haben garantiert schon eine Auswirkung auf den Besuch. Und dann müsste man natürlich noch vergleichen, wer wie viele dieser Spiele absolviert hat, in manchen Jahren betrifft das manche Vereine in besonderem Ausmaße. Das geht jedoch schon sehr in die Tiefe. Ich bin auf Vereinssonderaktionen angesprochen worden: Ja, die spielen eine Rolle, gleichen sich nach meinem Dafürhalten aber über die Jahre aus. Und über die Vereine.
Andere Artikel dazu:
Zuschauerentwicklung 2015 (November Länderspielpause)
Letzte Saison
Zuschauerentwicklung
Zuschauerentwicklung II
Zuschauerentwicklung III – Hamburg
Zuschauerentwicklung III, II
Zuschauerentwicklung III, III
Beeindruckende Zahlen, vor allem in Straubing. Diese nahezu gerade Linie zeugt von einer hohen Konstanz im Besuch der Tigers-Spiele. Auch in Berlin, wobei 500 fehlende Zuschauer in Berlin die Linie bestimmt nicht gleich auf ZickZack-Kurs bringen.
München erfolgsverwöhnt?
Persönlich freut es mich sehr für Düsseldorf. Vor allem nach den letzten Spielzeiten tut denen Zuspruch durch Zuschauer sicher gut.
Hat dies auf olafedig rebloggt.