Es ist Dienstag. Zwei Viertelfinalserien beginnen. Und die Haie spielen schon wieder. Und die Tigers natürlich auch, aber die hatten immerhin eine kleine Pause. Weil sie mit dem ERC zu schnell fertig waren. War ja so nicht vorgesehen. Aber mach was.
Ja, das ist ein strammes Programm, besonders für Köln. Aber das wurde SO eingerichtet, damit Preplayoffteams, die sich durchsetzen, wenigstens einen Vorteil haben: Spielrhythmus. Und ist natürlich brutal für die besten zwei Teams der Hauptrunde, die einfach ins kalte Wasser geschmissen werden.
Ist das schon mal jemand aufgefallen, dass die laufenden Playoffs praktisch ein Negativ der letzten Spielzeit sind. Bzw. eine punktsymmetrische Spiegelung? Meister und Vizemeister fliegen gleich in der ersten Runde raus. Und mit Köln und Straubing sind zwei Mannschaften in den Preplayoffs weitergekommen, die letzte Saison überhaupt nicht dabei waren? Man kann aber auch so anfangen: Auf dem letzten Jahr sind der Erste und der Dritte raus, der Vierte, Hamburg, hat es erst gar nicht geschafft. Nach dieser Logik müsste als nächstes München dran sein. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster hängen zu behaupten, dass das Finale am Ende Köln – Straubing heißen wird. Unheimlich, richtig unheimlich. München fliegt, Berlin fliegt, mit den Roten Bullen wäre es dann schon die Top-Vier aus dem letzten Jahr. Bei Berlin ist die Sache etwas unklarer, als Neunter letzte Saison hätten sie ja gegen die Haie leichte Vorteile. Ist das alles verworren. Egal, dann kann ich auch schon die restlichen Halbfinalisten enthüllen: Die Serien werden lauten: Iserlohn – Straubing und Wolfsburg – Köln.
EHC Red Bull München – Straubing Tigers
Drei Westteam, drei Südteams stehen im Viertelfinale, ein Derby gibt es jedoch nur im Süden. Ein historischer Rückblick auf Serien zwischen München und Straubing bleibt übersichtlich. Das haben wir nämlich noch nie gehabt. So verwunderlich ist das nicht, Straubing spielt erste seine Zehnte DEL-Saison, München erst seine sechste, und richtig Geld ist in der bayrischen Landeshaupt nun auch noch nicht so lange.
Straubing ist zum dritten Mal in den Playoffs dabei. München zum vierten Mal. Die Teilnahmen bisher: München 2010/11, Ein- und Ausstieg in den Preplayoff, 2013/14, Ein- und Ausstieg in den Preplayoffs, 2014/15, Ein- und Ausstieg im Viertelfinale. Und immer mit Heimrecht ausgestattet.
Straubing erreichte die Playoffs in den Spielzeiten 2011/12 sowie 2012/13, Einstieg mit dem Viertelfinale beim ersten Versuch, beim zweiten in den Preplayoffs. Und wenn wir mal von Serien sprechen, die Tigers flogen immer in ihrer zweiten Runde, die Münchner in ihrer ersten Runde `raus. Eine dieser Serien MUSS zu Ende gehen.
Ein Blick auf die Formkurven beider Teams. Dazu zunächst noch mal die Erläuterung, wie diese Kurve funktioniert. Wenn eine Mannschaft punktet, zeigt die Kurve immer nach oben. Mit den Abstufungen: Sieg nach regulärer Spielzeit: drei Schritte, Sieg nach Verlängerung oder Shootout: zwei Schritte, Niederlage nach Verlängerung oder Shootout: einen Schritt.
Von den Spitzenteams gehören die Münchner zu den wenigen, die die in sie gesetzen Erwartungen auch erfüllt haben. (Das sage ich jetzt so, weil ich von meinen Erwartungen spreche, und die haben beispielsweise die Berliner übertroffen, aber später dazu mehr). Die Münchner standen die gesamte Saison nie schlechter als Platz 10 – vierter Spieltag – und hängt vor allem damit zusammen, dass sie etwas schwerfällig gestartet sind, nur einen Dreier gab es aus den ersten sechs Spielen, als sie aber auch fünfmal punkten.
An dieser Stelle unterbrechen wir die Vorschau für einen kurzen Moment und schauen uns eine Tabelle an. Sie berücksichtigt ausschließlich die Spiele der Teams, die es ins Viertelfinale geschafft haben, untereinander. Der Einfachheit halber könnten wir es als die Spitzenspieltabelle betrachten.
Gesamt | Spiele | Punkte | Tore | Diff. | |
1 | Köln | 28 | 46 | 72 : 69 | 3 |
2 | Berlin | 28 | 46 | 77 : 78 | -1 |
3 | Iserlohn | 28 | 45 | 78 : 79 | -1 |
4 | Düsseldorf | 28 | 43 | 75 : 69 | 6 |
5 | Wolfsburg | 28 | 41 | 69 : 61 | 8 |
6 | Straubing | 28 | 40 | 68 : 83 | -15 |
7 | München | 28 | 39 | 69 : 69 | 0 |
8 | Nürnberg | 28 | 36 | 78 : 78 | 0 |
Warum diese Tabelle? Weil es ein paar ganz interessante Aspekte gibt. Zunächst muss ich gestehen, dass ich überracht war, dass die Haie hier sogar als Tabellenführer auftauchen. Sie waren das erfolgreichste Team in den schwersten Spielen. München und Nürnberg dagegen, legt die Tabelle nahe, haben die Zähler vor allem gegen schwächere Teams erhamstert. Der Tabellenführer dieser Tabelle in der letzten Saison wurde auch Meister (Mannheim, remember?). Allerdings sind die Abstände in dieser Spielzeit außergewöhnlich gering, in den letzten beiden Spielzeiten beispielsweise lagen zwischen 1 und 8 zwölf Punkte, im Jahr davor sogar 17! Und im letzten Jahr hatte der Tabellenführer einen deutlichen Vorsprung vor den Verfolgern. Ich nehme mit aus dieser Tabelle: Es ist enger an der Spitze geworden, die Playoffs sind unkalkulierbarer geworden, die Saison war so ausgeglichen bzw. spannend wie selten zuvor. Und Nürnberg startet als Außenseiter in die Playoffs.
Aber nun wieder konkret und zurück zum Thema: Also, trotz zahlloser Verletztungen war es eine gute Hauptrunde der Münchner, bei denen lediglich Michael Wolf und Daryl Boyle auf 52 Partien kommt, alle anderen Akteure fielen aus diversen Gründen für kürzere oder längere Zeit aus. Yannic Seidenberg – 27 Spiele, Richie Regehr 39, Frank Mauer gar nur 16, um ein paar Namen fallen zu lasssen, Jeremy Dehner – 32 Spiele, Jérôme Samson – 37 Spiele, um mal ein paar Leistungsträger herauszugreifen.
Für die Tigers war dies sogesehen etwas einfacher, zwölf Spieler kamen auf 50+ Partien, obgleich auch sie natürlich nicht von Ausfällen verschont blieben, der wichtigste war dabei sicherlich Blaine Down, der am Ende bei 36 Spielen in der Hautprunde steht. Matt Madaisky kommt auch nur auf 33, was aus der Stammformation die wenigsten sind. Der wurde jedoch nachverpflichtet. Kurzum blieb Straubing über die Hauptrunde von Ausfällen weitgehend verschont.
3 | 18.09.2015 | EHC Red Bull München | Straubing Tigers | 2 | 5 |
17 | 13.11.2015 | EHC Red Bull München | Straubing Tigers | 1 | 2 |
38 | 17.01.2016 | EHC Red Bull München | Straubing Tigers | 2 | 3 |
49 | 28.02.2016 | EHC Red Bull München | Straubing Tigers | 0 | 1 |
(In rot: Gastteams)
Geben uns die Ergebnisse der Hauptrunde einen Anhaltspunkt? Motto: Manche Teams liegen manchen Teams einfach. Schlimmer hätten es die Münchner gar nicht treffen können. Sie spielen ausgerechnet gegen die Mannschaft, gegen die sie die schlechteste Saisonbilanz vorzuweisen haben. Vier Spiele, vier Niederlagen. Vielleicht tröstet ja, dass die letzten drei Partien sehr knapp waren? Andererseits: Beim letzten Aufeinandertreffen standen die Tigers gewaltig unter Druck, sie mussten gewinnen, um es in die Preplayoffs zu schaffen. Und das gelang aus. Manchmal KÖNNEN solche Bilanzen weiterhelfen, aber was hat es dem ERC gegen Straubing in den Preplayoffs geholfen?
Noch ein paar Zahlen:
Powerplay: München auf Platz 11, Straubing auf 7 in der Hauptrunde.
Penaltykilling: München auf Platz 1, Straubing auf 7 in der Hauptrunde.
Die Roten Bullen haben die meisten Shorthander geschossen, 14 an der Zahl, von den sonstigen Playoffteams hat keines mehr als 7!Die Münchner hatten die zweitbeste Abwehr in der Hauptrunde nach Wolfsburg. Von allen Playoffteams hat Straubing die meisten Gegentreffer kassiert. München hat in der Hauptrunde nach Iserlohn und Nürnberg die meisten Tore geschossen, keine Mannschaft aus der Auswahl der Playoffteams hat weniger Tore als Straubing geschossen.
Prognose: München in 6.
Eisbären Berlin – Kölnern Haie
Uwe Krupp kehrt zurück nach Köln! Aber erst am Freitag! Und nur für einen Tag. Berlin und Köln, bei den Namen sollte man im ersten Moment denken, das müsste es eigentlich schon häufiger gegeben haben. Aber in der Tat kann man diese Duell nicht gerade einen Playoff-Klassiker nennen.
07/08 | Finale | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 3 | 1 | 2 | 3 |
11/12 | Viertelfinale | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 4 | 0 | 1 | 9 |
12/13 | Finale | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 3 | 1 | 4 | 2 |
(in rot: Gastteam, sprich schwarz hat Heimvorteil) Vorne das Serienergebnis, hinten die Platzierungen der jeweiligen Teams nach der Hauptrunde.
Also: Drei Serien gab es – und drei Niederlagen für die Haie. Jedes Team hat halt irgendwo das, was die Adler für Nürnberg sind. Dass die Teams so selten in Playoffserien aufeinandergetroffen sind, ist um so erstaunlicher, wenn man weiß, dass die Haie vor dieser Saison 41 Playoffrunden bei 19 Teilnahmen, Berlin 38 bei 17 Teilnahmen gespielt haben.
Und noch ein bisschen mehr Statistik. 30 Runden hatten die Eisbären Heimvorteil, dabei gab es sechs Serienniederlagen, zuletzt vor zwei Jahren in den Preplayoffs gegen Ingolstadt. Köln startete 23 Mal auswärts in Preplayoffserien, gewonnen haben sie davon zwölf.
Und die Bilanzen beider Teams in Viertelfinalserien: Berlin kommt auf 14 Teilnahmen und zwei Niederlagen. 13 Mal hatten die Eisbären Heimrecht, verloren ging nur die Serie gegen Augsburg 2009/10. Köln kommt auf 18-Viertelfinalteilnahmen, verlor dabei acht Serien. Acht Mal starteten die Haie auswärts, fünf Mal waren sie erfolgreich.
Schauen wir uns die Formkurve für die Hauptrunde an, ist das natürlich ein deuticher Unterschied, auch wenn der Schlussspurt beider Teams nicht unähnlich verlief, beide Teams waren zuletzt erfolgreich, die Eisbären stabilisierten sich natürlich auf einen ganz anderen Niveau.
Über die Kölner habe ich eigentlich schon alles bei der Vorschau zu den Preplayoffs gesagt, das will ich jetzt also nicht wiederkauen. Wichtigster Aspekt bei der Saison der Haie war der Trainerwechsel, der die Kölner stabilisierte und letztendlich dafür sorgte, dass sie nun da stehen, wo sie jetzt befinden.
Die Eisbären gehören für mich zu den positiven Überraschungen dieser Saison, von einer Playoffteilnahme war ich zwar ausgegangen, aber Platz 2 übertraf meine Erwartungen deutlich.
Beide Mannschaften hatten während der Hauptrunde mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, bei den Berliner wiegt der Ausfall von Bruno Gervais schwer (30 Saisonspiele), auch wenn man mit Milan Jurcina gegen Ende der Saison noch einen Ersatz verpflichten konnte. Kein einzige Spieler kommt auf 52 Einsätze, über lange Zeit fehlen Frank Hördler (24 Saisonspiele absolviert), Mark Bell (12), Florian Busch (42), um die längsten Ausfälle zu nennen.
Härter traf es da die Haie, wo nur Alex Weiß alle Spiele absolviert hat. Alex Sulzer (30 Spiele), Torsten Ankert (40), Jason Williams (9) Sebastian Uvira (38 und Saisonaus), Ryan Jones (41) fehlte lange, Marcel Ohmann startete erst später in die Saison (41), Nick Latta (40) waren die Spieler, die am längsten pausieren mussten. Auch die Haie haben eine wichtige Nachverpflichtung getätigt, Daniel Syvret hat sich als ein entscheidender Faktor für die Defenseleistungen der Haie am Ende der Hauptrunde entpuppt.
Der Saisonverlauf war für beide Teams sehr unterschiedlich, wie das halt so ist im Viertelfinale, wenn die ersten beiden Teams der Hauptrunde erstmals antreten. Die Eisbären standen in dieser Saison nie schlechter als Platz 6, das am 10. Spieltag, wenn in der Tabelle noch große Sprünge möglich sind. In der zweiten Hälfte der Hauptrunde spielten sie immer um die Tabellenführung mit. Die Haie spielten nach gutem Saisonstart eine Weile oben mit, aber ab dem 20. Spieltag bis zum Trainerwechsel ging es im Prinzip stetig bergab.
10 | 11.10.2015 | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 1 | 6 |
25 | 11.12.2015 | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 5 | 2 |
34 | 05.01.2016 | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 3 | 1 |
49 | 28.02.2016 | Eisbären Berlin | Kölner Haie | 3 | 4 |
in rot: Gastteams
Die Ergebnisse der Hauptrunde legen nahe, dass der Heimvorteil der Eisbären ein erheblicher Faktor sein könnte. Die übliche Frage, die sich nach den Preplayoffs stellt, was war wichtiger, dass die Haie im Spielrhythmus bleiben konnten oder dass die Eisbären eine Pause hatten. Die Serie gegen die Adler war schließlich nicht ganz ohne Kräfteverschleiß.
Wie Meisterschaft geht, wissen die Berliner, bei denen aus der letzten Meistermannschaft noch elf Spieler im Kader stehen. Die Haie haben gerade einmal drei Akteure, mit Patrick Hager und Jean-Francois Boucher zwei, die es aber schon mal aus den Preplayoffs bis zum Titel geschafft haben. Und Alex Weiß war vier Mal Titelträger mit den Eisbären.
Noch ein paar Zahlen:
Powerplay: Berlin auf Platz 9, Köln auf 13 in der Hauptrunde.
Penaltykilling: Berlin auf Platz 7, Köln auf 11 in der Hauptrunde.
Köln hat neben Wolfsburg die wenigsten Shorthander erzielt. Die Eisbären waren nach Iserlohn das zweibeste Heimteam der DEL. Von den Viertelfinalteilnehmern hat Köln die wenigsten Tore geschossen. Und wer sofort auf dies Partie runtergescrollt hat, den verweise ich nochmal auf die Spitzengruppentabelle weiter oben.
Prognose: oh Mann, ziemlich schwer. Ich sehe zwar leichte Vorteile bei den Haien, könnte mir aber vorstellen, dass beispielsweise Spiel 1 deutlich an Berlin gehen könnte. Köln in Sieben, Vorschlag zur Güte? Mein Problem ist, dass ich von den frischen Serien immer am meisten beeindruckt bin, und die Eisbären haben halt noch keine gespielt.
Heiner spricht:
München – Straubing 1:5
Berlin – Köln 1:5
Hm, ich fürchte, Heiner hat die Nacht wieder zu nahe an der Whiskey-Flasche gelegen. Sind auch zwei Striche weniger geworden.
München – Straubing 4:2
Berlin – Köln 4:1
Iserlohn – Nürnberg 4:2
Wolfsburg – Düsseldorf 3:4
Serienergebnisse natürlich 🙂