Powerplay

In dieser Saison sind die Specialteams ein ganz entscheidender Faktor des Erfolges der Adler. Sie dominieren sowohl in der Kategorie Powerplay als auch beim Penaltykilling. Mannheim hat die meisten Powerplaytore geschossen und ist auch bei den Shorthandern ganz weit vorne.

Einiges an der Tabelle lässt sich damit erklären, dass Mannheim die meisten Spiele ausgetragen hat – der deutliche Vorsprung auf Platz 2 beispielsweise. Aber sowohl Powerplay als auch Penaltykilling wird in Quoten betrachtet. Das relativiert dann die „Entschuldigung“ „mehr Spiele“ schnell.

In der DEL, seit ihrer Gründung, ist eine Quote von 20 Prozent normalerweise eine, mit der sich das Powerplay für die Spitzengruppe qualifiziert. Die Saison ist natürlich noch nicht vorüber, und vielleicht sinkt die Quote der Adler im Verlaufe der Saison noch. Erst zweimal hatten Teams über die Saison hinweg gesehen eine Quote >25 Prozent. Berlin (2002/03=26,5) und, haltet euch fest, Krefeld (1999/2000=25,6). In dieser Saison haben die Kurpfälzer bei fast gleicher Anzahl Powerplays wie Krefeld oder Düsseldorf doppelte so viele Treffer erzielt.

Um eine Erklärung für den Erfolg der Mannheimer Überzahl zu finden, habe ich mir mal einige Überzahltore der letzten Wochen bei den Adlern näher angeschaut. Dabei habe ich auf die Dinge konzentriert, die funktionierten, die Rolle des Penaltykillings war dabei sekundär.

 

bild1mannheim21iserlohn

Kein typischer Powerplaytreffer ist das 2:1 der Adler in Iserlohn, weil Mannheim erst gar nicht in die Aufstellung kommen muss. Akdag kommt mit Tempo ins Angriffsdrittel, Iserlohn blockiert den Weg Richtung Slot, Akdag spielt die Scheibe auf Kink MacMurchy (27 nicht 17, danke für die Korrektur) ,der sofort auf die rechte Seite durch den Slot passt, wo Hospelt dann freie Schussbahn hat (hinterer, rechter blauer Punkt). Mannheim macht das Spiel sofort sehr breit, sodass der Schuss nicht mehr zu verhindern ist. Die Roosters sind in diesem Fall viel zu sehr auf das Zentrum fokusiert.

mannheimkrefeld22

Nehmen wir das 2:2 (44:50) gegen Krefeld, das der Sache schon näher kommt. Diesmal kommen die Adler in die Aufstellung. Zunächst ein Doppelpass von Richmond und Akdag an der Blauen, zu diesem Zeitpunkt hat der KEV die Ordnung schon verloren. Mannheim agiert mit sehr schnellem Passspiel, Richmond wecchselt die Seite, Metropolit passt hoch auf die Blaue, zum Zeitpunkt, als der Onetimer einschlägt, stehen zwei Mannheimer und drei Krefelder unmittelbar vor Patrick Klein, der dementsprechend keine Sicht hat. Von außen gesehen ist dies eine sorgfältig entwickelte Choreographie, die sich, wenn die Pässe in diesem Tempo gespielt werden, kaum verteidigen lässt.

 

ingolstadt1tor

Beim 5:2 gegen Ingolstadt trafen die Adler zweimal in Überzahl. Auch diesmal waren die Mannheimer schnell in der Aufstellung, Ingolstadt steht zunächst gut, was sich aber praktisch nach dem Schuss von Carle von der Blauen sofort auflöst. Wieder auffällig, nach dem Schuss holt sich Mannheim sofort die Scheibe zurück. Die Schanzer sind aus der Position und Mannheim nützt das gnadenlos aus. Buchwieser parkt vor dem Tor, Hospelt, ganz rechts, spielt die Scheibe kurz auf MacMurchy, der über Carle auf die linke Seite weiterleitet, wo Yip (31:38) dann viel Platz hat, die Zeit, noch einen Verteidiger aussteigen zu lassen und erfolgreich zu schlenzen.

manning32

Bei 49:13 waren die Adler erneut in Überzahl erfolgreich. Die Art und Weise, wie der Treffer fiel, ist jetzt an sich nichts Besonderes. Das Besondere ist lediglich, wie oft die Adler damit erfolgreich sind. Auch hier gelingt es den Adlern, das Spiel sehr breit zu machen und die sich ergebenden Räume zu nutzen. Die Defense agiert dabei wie ein Kreisel, der immer mehr aus dem Gleichgewicht gerät. Wie beim2:2 sind dieselben Spieler involviert, nur dass diesmal eine andere Variante gewählt wird. Buchwieser parkt vor dem Tor, Yip ist eine Passoption vor dem Slot, die diesmal durch MacMurchy übergangen wird, dessen Querpass, abgesichert durch Yip, über Hospelt an der Blauen landet. Carle zieht durch, Treffer.

Fazit: Was zeichnet das Überzahlspiel der Adler aus?

Die Mannheimer profitieren von der großen technischen Fertigkeit ihrer Spieler. Das Powerplay beruht auf Präsision, schnellem Passspiel und ziemlich genau festgelegten Bewegungsabläufen. Jeder Spieler scheint genau zu wissen, wohin der Weg führen, wohin die Scheibe als nächstes muss. Dabei scheint das Personal an der Blauen relativ festgelegt, davor können aber offensichtlich alle Spieler fast alle Positionen einnehmen. Mit Akdag und Carle hat Mannheim zwei gute Optionen an der Blauen, die sowohl direkt abschließen als auch die Scheibe laufen lassen können. Wenn Geduld gefragt ist, bringen sie die genauso mit wie, wenn es um schnelle Entscheidungen geht. So, wie Mannheim das Powerplay spielen kann, ist es schwer zu verteidigen. Das muss  nicht heißen, dass die Powerplayquote der Adler so hoch bleibt, wie sie zur Zeit ist, aber wenn sich die Gegner nicht besser darauf einstellen, spricht wenig dafür, dass sich die Quote entscheidend verschlechtern wird.

Auch andere Mannschaften können Powerplay spielen, keine Frage. Aber die Percentage legt auch nahe: Nicht mit der Formvollendetheit der Adler. Keine andere Mannschaft ist in der Lage, in Überzahl gegnerische Defenseformationen so oft auseinanderzureißen.
Nachtrag (der mir aber nur eingefallen ist, weil ich beim Einkaufen für einen winzigen Moment vor der Kasse auf die Zeitschriften geschielt habe und prompt ausgebreakt wurde): Dadurch, dass die Adler in Überzahl relativ hoch stehen, die Blaue wird nur durch einen Mann gesichtert, müssten sie theoretisch für Shorthander anfällig sein. Das hält sich aber in Grenzen, eben weil das Passspiel so gut funktioniert. Als Gegner müsste man da einen Fuß in die Tür bekommen. Dann geht auch was.

P.S. Die Grafiken sind ein Experiment, ich weiß nicht wirklich, ob sie hilfreich sind, hoffe aber, dass sie unter Einbeziehung der dazugestellen Erklärungen klarmachen, wie die Tore gefallen sind. Okay, über die Farben kann man streiten … Und warum ich mich damit befasst habe: Ich mag es einfach, wenn etwas so gut funktioniert. Und wie immer: Wer dazu noch Ideen hat, immer her damit.

P.P.S. Die Dicke der Punkte, die Spieler repräsentieren, lassen keine Rückschlüsse auf das Gewicht der Akteure da. Ich gesehen, dass sich Zuckungen in der mausführenden Hand bei der Herstellung und somit zufallsbedingt.

10 Kommentare zu „Powerplay

  1. ich würde ja so lachen, wenn die Adler heute während eines eigenen Powerplays eine Strafe wg. zuvielen Spielern auf dem Eis (sagen wir mal 10 Spieler) bekommen würden 🙂

  2. Als Adler-Fan liest man sowas natürlich gern. Ich hoffe nur, die Gegner nehmen sich deine Tipps nicht allzusehr zu Herzen ^^

    Je nachdem, wie das mit der Größe klappt könnte man die einzelnen Punkte (zumindest Offensiv) vllt. noch numerieren (und diese dann in der Beschreibung in Klammern dazuschreiben), aber ansich versteht man den Ablauf schon sehr gut.

      1. Das is mit Paint, und mehr ich finde schon, dass mans erkennt. Wie gesagt, ich denke die Meisten dürften das Ganze auch ohne Nummerierung verstehen.

        Nein, ausnahmsweise bin ich mal wunschklos glücklich^^ Ausser vllt. noch die Overall-Tabelle PP/PK, aber die gibts ja auch auf DEL.org

  3. Der Pass auf Hospelt beim Powerplaytreffer im Spiel gegen Iserlohn kam von Macmurchy, nicht von Kink. Die beiden wurden sowohl in der Liveübertragung als auch in der Zusammenfassung verwechselt.
    Ansonsten, wie immer, sehr schön aufgearbeitet.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s