Rückblick 4

Das vierte DEL-Wochenende ist Geschichte. Neue Gewinner und Verlierer werden gekürt, dabei liegt das besondere Augenmerk diesmal auf den Adlern. Es kann schließlich nicht immer nur um die Pulvertürmer gehen.

Schauen wir uns heute, bevor es den tatsächlichen Wochenendrückblick gibt, gut, was jetzt folgt, ist natürlich auch ein Bestandteil davon, zwei Teams an, für die der Saisonbeginn kaum unterschiedlicher hätte laufen können. Praktischerweise haben die beiden auch noch am Sonntag gegeneinander gespielt: Gemeint sind die Adler aus Mannheim und die Ice Tigers aus Thomas (Sabo – wahrscheinlich ein Fluss, irgendwo in Süddeutschland, glaube ich).

Für die Adler läuft es nicht rund, um nicht zu sagen, beschissen. Natürlich haben die Adler derbes Verletzungspech. Aber so richtig mag ich das als Entschuldigung nicht gelten lassen. Warum nicht? Schauen wir uns München (die Playoffs lassen wir jetzt mal weg), Hamburg, gerne auch Wolfsburg oder Krefeld aus der letzten Saison an. Okay, der KEV ist jetzt vielleicht ein schlechtes Beispiel, gerade noch so in die Playoffs gerutscht. Aber Hamburg und München gestalteten praktisch die gesamte Hauptrunde ohne wichtige Leistungsträger (jaja, Leistungsträger sind immer wichtig). So gesehen belegten die München am Ende einen geradezu sensationellen zweiten Platz. Die Freezers, nachdem sie sich an die Situation gewöhnt hatten, konnten sich im Laufe der Spielzeit steigern, Platz 4 war unter solchen Umständen mehr als solide. Wolfsburg lief auf dem ersten Preplayoffplatz ein. Kann man wirklich nicht meckern.

Gut, man kann jetzt einwenden, die Saison sei noch sehr jung. Aber, und das ist ein großes Aber, keines der genannten Teams verfügte über einen Kader derartige Tiefe wie in diesem Jahr die Adler, kleine, klitzekleine Einschränkungen lasse ich allerhöchstens bei München gelten. Nein, nicht wirklich.

Die Hälfte der DEL-Teams in dieser Saison kamen schon in die Situation, ohne komplette vierte Sturmreihe spielen zu können, die Gründe sind dabei egal. Zu der anderen Hälfte zählen, abgesehen von Mannheim, Augsburg, Iserlohn, Köln, Berlin, Ingolstadt, Nürnberg, Wolfsburg. Nur ist es bei diesen Teams dann durchaus so, dass, ich will es mal Füllspieler nennen, die Kader „künstlich“ aufgefüllt werden. Damit meine ich eben Spieler, die die meiste Zeit ohnehin auf der Bank verbringen. Gerne mal für eine Diszi abgestellt werden. Mannheim ist aber bis auf den letzten Platz in der vierten Reihe prominent besetzt, sogar darüber hinaus, eine normale vierte Reihe haben die Adler gar nicht.

Jetzt zum konkreten Vergleich zwischen den Adlern und den Ice Tigers. Acht Spieltage, das bedeutet, es kamen 32 Sturmreihen zum Einsatz. Mit Verletzungssorgen haben beide Teams zu kämpfen, bei Mannheim etwa Marcel Goc und Marcus Kink, bei Nürnberg konnte Steven Reinprecht erst später in die Saison einsteigen, Dany Heatley wurde nachverpflichtet. Sowas sorgt natürlich dafür, dass die Reihen immer wieder variiert werden. Wobei, „variieren“ trifft es bei den Nürnbergern eher als bei den Adlern. Da würde ich schon eher von „durcheinanderwirbeln“ sprechen. Warum? Ist zwar eine mühselige Arbeit, aber ich habe die beiden Teams trotzdem mal verglichen: Damit es jeder selber nachprüfen kann, habe ich die Sturmreihen beider Teams mal gegenübergestellt.

Buzas Pfleger Pföderl 1 Arendt Tardif Ullmann 1
Buzas El-Sayed Möchel 2 Arendt Metropolit Rheault 2
Buzas El-Sayed Möchel Arendt Metropolit Yip 3
Buzas El-Sayed Oblinger 3 Arendt Hecht Tardif 4
Ehliz Murley Reimer 4 Arendt Hecht Riefers
Ehliz Murley Reimer Arendt Hecht Riefers 5
Ehliz Murley Reimer Arendt Hecht Yip 6
Ehliz Murley Reimer Buchwieser Tardif Ullmann 7
Ehliz Murley Reimer Buchwieser Metropolit Tardif 8
El-Sayed Möchel Oblinger 5 Buchwieser Hospelt MacMurchy 9
El-Sayed Möchel Oblinger Goc Hecht MacMurchy 10
El-Sayed Möchel Oblinger Goc Hecht MacMurchy
El-Sayed Möchel Oblinger Hecht Riefers Ullmann 11
El-Sayed Möchel Oblinger Hecht Riefers Ullmann
El-Sayed Möchel Oblinger Hospelt Raedeke Rheault 12
Fraser Segal Steckel 6 Hospelt MacMurchy Raedeke 13
Fraser Oblinger Pföderl 7 Hospelt MacMurchy Raedeke
Fraser Oblinger Pföderl Hospelt MacMurchy Ullmann 14
Fraser Möchel Pföderl 8 Hospelt MacMurchy Ullmann
Fraser Pfleger Pföderl 9 Hospelt Riefers Ullmann 15
Fraser Pfleger Steckel 10 Joudrey Kink Yip 16
Fraser Pfleger Steckel Joudrey Kink Yip
Heatley Segal Steckel 11 Joudrey Kink Rheault 17
Heatley Murley Segal 12 Joudrey Rheault Tardif 18
Heatley Murley Segal Joudrey Raedeke Rheault 19
Heatley Murley Segal Joudrey Raedeke Rheault
Pfleger Segal Steckel 13 Joudrey Raedeke Rheault
Pfleger Segal Steckel Joudrey Raedeke Rheault
Pfleger Segal Steckel MacMurchy Metropolit Tardif 20
Pfleger Reimer Reinprecht 14 MacMurchy Metropolit Tardif
Pfleger Reimer Reinprecht Metropolit Ullmann Yip 21
Pfleger Reimer Reinprecht Metropolit Tardif Yip 22
(Zur Klarstellung: Die Reihen sind nicht nach Winger-Center sortiert, sondern wegen der besseren Übersicht alphabetisch.)

Auf den ersten Blick zu erkennen: In acht Spielen warfen die Adler 22 unterschiedliche Reihenzusammensetzungen aufs Eis. Nürnberg 14. Hört sich vielleicht jetzt nicht so nach dem ganz großen Unterschied an (obwohl, irgendwie schon), aber wenn wir uns die Geschichte näher angucken, sieht es schon etwas anders aus. Bei den Adlern gibt es genau eine Sturmreihe, die mit Joudrey, Raedeke und Rheault, in der sich die Spieler mittlerweile sogar duzen dürften. Immerhin sind es jetzt schon vier gemeinsame Partien, die sie bestritten haben. Ansonsten gilt die Faustregel: In jedem zweiten Spiel hast du eine andere Reihenzusammensetzung, kann aber auch schneller gehen. Insgesamt 13 Formationen gab es nur in einer einzigen Partie!

Bei den Franken sieht es ein wenig anders aus. Fünfmal spielten Ehliz, Murley und Reimer zusammen, dabei dürfte immer klargewesen sein, dass nach der Rückkehr Reinprechts der wieder in derselben Formation wie Reimer landen würde. Genau das ist passiert, mittlerweile kommt diese Formation auch schon auf drei Spiele (Pfleger, Reimer, Reinprecht). Seit Heatley da ist, spielt er mit Murley und Segal zusammen. El-Sayed, Möchel, Oblinger kommen sogar schon auf sechs gemeinsame Partien. Darüber hinaus wird bei den Franken ein wenig herumexperimentiert, aber mit Bedacht: Sechs Formationen gab es nur ein einziges Mal. In meinen Augen ist das eine Situation, auf die du dich als Spieler, aber auch als Mannschaft besser einstellen kannst. Es gibt Konstanten im Team, was allen anderen auch Freiräume eröffnet. Im Unterschied dazu rotiert man sich bei den Adlern einen Wolf, (einen Hamster?), der Druck auf die einzelnen Sturmformationen wird viel größer (ist es das jetzt endlich oder das oder das oder gibt es im nächsten Spiel schon wieder eine neue Kennenlernrunde?). Mit jeder weiteren Niederlage wächst die Verunsicherung. Mir ist natürlich klar, dass sowas im Training ausprobiert wird, andererseits: so langsam bin ich mir dessen gar nicht mehr so sicher. Hier also ein Roter Faden, dort ein Strick, an dem man sich aufhängen kann. Selbst nach dem schlechten Auftaktwochenende wurde das Nürnberger Konzept, kann man, darf man wohl so nennen, nicht komplett umgeworfen. Während die ständige Ummodelei bei den Adlern langsam manische Züge annimmt. Es wirkt wie ein Herumfuchteln in der Finsternis. Mit verbundenen Augen. Von einem Blinden. Es ist jetzt nicht alles schlecht bei den Adlern, das Powerplay beispielsweise ist im Vergleich zur letzten Saison kaum wiederzuerkennen. Aber eine ganze Saison auf dem Powerplay aufzubauen kommt mir persönlich ein wenig dünn vor.

Was Mannheim dringend braucht, ist eine klare Linie. So lange es die nicht gibt, wird der Trainer in Frage gestellt. Das sind die natürlichen Reflexe in diesem Geschäft. Man, was heißt man, konkreter, ich mache mich vielleicht darüber lustig, wenn es bei Mannheim nicht gut läuft, aber gefallen tut mir das nicht. Die Liga braucht die großen Teams, und die haben gefälligst zu liefern. Wenn es bei Köln, Berlin usw. nicht läuft, hat das nur für einen begrenzten Zeitraum einen gewissen Unterhaltungswert. Auf Dauer hat da niemand was von. Könnte mir vorstellen, dass die kommende Woche für Greg Ireland schon zur Woche der Wahrheit wird. Da dürften die Adler sich auch schon aus der CHL verabschiedet haben, was die Situation zusätzlich  verschärft (in normaler Lage hätte das eher keinen Einfluss, aber in DIESER Situation schon). Selbstverständlich ist das Reihengeeiere nicht die alleinige Ursache ist, das Problem ist sicherlich komplexer, aber als Symptom kann man es in meinen Augen schon wahrnehmen.

Was war sonst noch? Zunächst hätten wir da die großen Gewinner des Wochenendes, Köln, Augsburg und natürlich Nürnberg sowie München. Gleich vier Teams mit 6 Zählern an diesen beiden Spieltagen. Sowas ist in der DEL rein statistisch gesehen schon gar nicht so einfach, da muss nämlich der Spielplan mitspielen. Mit zwei Siegen ist beim AEV auf einmal alles wieder im Grünen Bereich. Von Platz 12 machten die Panther einen Satz auf die 8. Sie verbesserten sich um vier Ränge, keiner machte an diesem Wochenende einen größeren Sprung, obwohl der der Haie und der Roten Bullen nur unwesentlich kürzer ausfiel.

Die Ice Tigers dagegen hatten einfach das Problem, dass die Tabelle auch oben irgendwann zu Ende geht, mehr als Platz ein geht einfach nicht. Die Franken unterstrichen ihre Form, wenn der Dreier bei Mannheim auch ein kleines bisschen glücklich ausfiel, als derzeit formstärkstes DEL-Team. Immerhin war das das dritte Doppeldreier-Wochenende in Folge, mithin sind sie seit sechs Spielen ungeschlagen. Nächste Gegner sind Straubing und München und Iserlohn, es gibt in dieser Phase der Saison reizlosere Paarungen.

Konnten sich die Wild Wings im Kellerduell mit Krefeld nach Zwischen- und schließlich Endspurt durchsetzen, blieben sie bei den Roosters am Sonntag an sich chancenlos. Nichts zu holen gab es für Düsseldorf, Mannheim (lesen Sie dazu auch unseren exklusiven Sonderbericht, oh, haben Sie ja schon), wenig für den KEV. Gerade bei den Pinguinen sehe ich im Augenblick nicht, wo der Umschwung herkommen soll. Vielleicht wäre ja ein Trainertausch mit Mannheim eine Möglichkeit?

Iserlohn verzichtete ausnahmsweise auf die schon gewohnte Aufholjagd und gewann das Spiel gegen die Wild Wings von vorne, Höhen und Tiefen gab es bei Berlin, Ingolstadt und Hamburg, wobei die Freezers immerhin den Tabellenführer stürzten. Ingolstadt hatte Mühe, die Tigers in Schach zu halten, war am Ende aber erfolgreich und bescherte den Niederbayern das erste Wochenende ohne Zählbares. Dabei zogen sich die Straubinger aber gerade in Ingolstadt achtbar aus der Affäre, sodass man zwar von einem Rückschlag sprechen kann, 0 Punkte SIND ein Rückschlag, aber enttäuscht hat die Mannschaft von Larry Mitchell trotzdem nicht.

Am überzeugendsten fand ich persönlich die Haie. Deutlicher Sieg in Mannheim, okay, habe ich schon mal gesagt, das kann ja jeder, aber der Auftritt in Wolfsburg war beeindruckend, in jeder Beziehung.

P.S. Würde mich mal interessieren, was jemand dazu sagt, der die Adler jedesmal (oder fast) sieht …

 

Was noch auffiel: (keine Veränderungen zur Vorwoche)

Schnellstes Saisontor weiter Kurt Davis (2. Spieltag) (0:26)

Torreichstes Saisonspiel: Berlin – Straubing (4) 7:5

Höchster Saisonsieg: Krefeld – Straubing (2) 3:8

Strafreichste Partie: München – Mannheim (2) 90 Strafminuten (Iwert/Rohatsch)

Strafärmste Partie: Köln – Straubing (5) 12 Strafminuten (Schimm/Aumüller)

Torreichster Spieltag (3): 56

3 Kommentare zu „Rückblick 4

  1. Die Idee mit dem Trainertausch ist gar nicht mal so schlecht: ) aber im ernst, dass einzige was uns helfen kann ist ein Trainerwechsel. Es ist schon lange Zeit für neuen Schwung. Die Gründe lasse ich mal jetzt unerwähnt sonst schreibe ich morgen früh noch

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