In der linköön Ecköö: Der ewige Favorit

Alle Jahre wieder: Die DEL startet, und die Adler gehören zu den meistgenannten Teams, wenn es um die Favoritenrolle geht. Nicht immer werden diese Erwartungen so sehr bestätigt wie in der Spielzeit 2014/15. Hoch, hoch, hoch sind die Kurpfälzer in dieser Saison geflogen, reicht es aber bis ins Nest?

Es ist eine Saison der Superlative für die Adler. Es gibt kaum eine Kategorie, in der sie in der Statistik nicht in der Spitzengruppe auftauchen. Sie waren die beste Heimmannschaft der Hauptrunde, sie waren die beste Auswärtsmannschaft. Nur zwei Teams haben in der Hauptrunde mehr Tore erzielt, Iserlohn und Ingolstadt. Und wo befinden die sich jetzt? Iserlohn ist raus und Ingolstadt, hm Ingolstadt. Die Adler hatten die beste Unterzahlstatistik aufzuweisen. In den Playoffs liegen sie da auch wieder ganz weit vorne, theoretisch sind die Werte bei Berlin und München besser, aber im Prinzip fehlt da vernünftiges Zahlenmaterial, so kurz, wie diese beiden Mannschaften die Hauptrunde verlängerten.

Und fast kurios: Aus der größten Schwäche der Adler aus der Hauptrunde ist eine echte Zugnummer geworden. Gemeint ist natürlich das Powerplay. Unterirdisch war das in der Hauptrunde, gefühlt das schlechteste der DEL, selbst wenn Augsburg und Straubing sogar noch etwas schwächer dastanden. Und jetzt: Fast 25 Prozent, ein absoluter Top-Wert. Nur Berlin und München stehen besser da, aber im Prinzip fehlt da vernünftiges Zahlenmaterial …

Die Situation zu Saisonbeginn ist mit der beim ERC durchaus vergleichbar. Mit Geoff Ward gab es hinter der Bande einen neuen Cheftrainer noch ohne DEL-Erfahrung. Nicht elf wie bei Ingolstadt, aber immerhin acht Spieler verließen die Kurpfälzer nach der letzten Saison, doch die wurden mehr als adäquat ersetzt.

Denn die Neuzugänge haben voll eingeschlagen. Glen Metropolit als Denker und Lenker auf der Center-Position – Topscorer der Kurpfälzer, auch wenn er in neun Spielen der Hauptrunde gar nicht dabei war. Jamie Tardif, zuletzt schmerzlich vermisst. Sinan Akdag, eine absolute Top-Verpflichtung. Dazu sollte man ein paar Mannheimer Akteure nennen, die sich auffällig verbessert haben – ich gehe mal davon aus, dass das Trainerteam daran nicht ganz unschuldig ist.

Ich habe ein paar der Kandidaten an anderer Stelle schon ein paar Mal angeführt, für die Finalvorschau kann man das ruhig erneut tun. Denis Reul, für mich so etwas wie der Most-improved-Player, zumindest was die Verteidiger betrifft. Frank Mauer spielt bärenstarke Playoffs, im Vergleich zu den letzten Jahren fragt man sich, wo er sein Talent versteckt hatte. Matthias Plachta. Jochen Hecht schien mir persönlich in der Berichterstattung der letzten Wochen etwas unterzugehen, gut, was der kann, weiß man ohnehin. Aber ich habe schon den Eindruck, dass er in den Playoffs doch noch mal ein paar Schippen drauflegen konnte. Jedenfalls hat er mich gegen Wolfsburg schwer beeindruckt.

Vor den Playoffs waren die Ice Tigers für mich die größte Hürde, die die Adler auf dem Weg zu überwinden hatten. Da reichte es nur zu einem Halbsweep, was meinen Eindruck zu bestätigen schien. War die Serie gegen Nürnberg schon beachtlich, war die Serie gegen die Grizzlies, gerade in der Art und Weise, wie der Sweep zustande kam, phänomenal. PHÄ-NO-ME-NAL. Dreimal 0:3 hintenzuliegen und alle drei Spiele noch einmal zu drehen: Das gab es noch nie, und das wird es in der DEL auch so schnell nicht wieder geben.

Herausheben möchte ich dabei die Physis der Adler. Sie haben sich in der Lage gezeigt, über 60 Minuten, wenn gefordert auch mehr, volles Tempo zu gehen. Mich hat das Comeback in Spiel 4 nicht wirklich überrascht. Wolfsburg wurde 40 Minuten mürbe gemacht, Pavel Gross setzte fast konsequent nur seine Top-Reihen ein: Die waren am Ende einfach platt, als die Adler-Wellen weiter brandeten. So bin ich der festen Überzeugung, der Treffer zum 3:4 von Kai Hospelt hätte vorher gar nicht fallen können, als er fiel, waren die Grizzlies schon am Ende, müdegespielt, und dann passieren eben solche Fehler.

Der Unterschied war die Tiefe des Kaders. Die Adler können ihr Spiel über 60 Minuten auf hohem Tempo gehen, weil sie konsequent auf vier Reihen zurückgreifen können und das auch tun. Ein Blick auf die Hauptrunde bestätigt diese These: Bester Adler-Scorer war Glen Metropolit: In der Scorerliste taucht er erst auf Platz 18 auf, und das in einer Mannschaft, die die drittmeisten Tore erzielt hat. Jon Rheault liegt lediglich auf Platz 34!, als zweiterfolgreichster Adler. Mannheim ist eben nicht nur auf die Produktion durch wenige Reihen angewiesen: Jeder kann da für Torgefahr sorgen. Das haben sie allen anderen Teams, auch dem ERC voraus.

SPIELTAG Datum Heim Auswärts TORE TORE
1 12.09.2014 Adler Mannheim ERC Ingolstadt 5 2
18 16.11.2014 Adler Mannheim ERC Ingolstadt 2 4
28 19.12.2014 Adler Mannheim ERC Ingolstadt 2 1
46 13.02.2015 Adler Mannheim ERC Ingolstadt 3 2

Ein Blick auf die Partien der Hauptrunde: Das Gastteam ist jeweils rot eingefärbt. In der Hauptrunde waren die Adler dreimal gegen den ERC erfolgreich, immerhin war Ingolstadt eines der wenigen Teams, das Mannheim eine Heimniederlage zufügen konnte. Aber das haben die Adler den Panthern auch heimgezahlt. Mannheim ist in diesen Playoffs noch ohne Heimniederlage.

Einerseits, ich habe die Panther in der letzten Saison unterschätzt, keine Frage. Die waren für mich schon gegen Köln klarer Außenseiter. Aber Mannheim ist meiner Meinung nach besser aufgestellt. Chance für den ERC: Wenn es in der Defense mal wieder etwas lässiger zugeht. Aber so was bringen durchaus auch mal die Panther. Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr torreiche Spiele werden. Klarer Favorit auf den Titel bleibt aber für mich Mannheim, daran hat sich seit der ersten Vorschau auf die Viertelfinalserien nichts geändert.

Mehr zur Finalserie gibts hier (Ingolstadt) und hier (Finalserien überhaupt).

 

 

 

4 Kommentare zu „In der linköön Ecköö: Der ewige Favorit

  1. Ja, ich sehe die Serie auch extrem eng. Denn bei allem Hype um das „3x ein 0:3 noch gedreht, wie krass“ sollte man nicht vergessen. Die Adler haben 3x 0:3 HINTEN gelegen, Das geht nicht immer gut.

    Wird auf jeden Fall ein richtig gutes Finale zwischen 2 der Top3 Mannschaften dieser Saison.

  2. nach dem Bericht sollte man eigentlich Angst haben. Aber traue keiner Statistik usw.

    Wenn man nämlich nur die Playoffs 2014/2015 betrachtet, zeigt sich auch die Ausgeglichenheit der Panther.

    1) Torschützen:
    ERC: 15 verschiedene Torschützen bei 22 eingesetzten Spielern
    Adler: 14 verschiedene Torschützen bei 23 eingesetzten Spielern

    2) Spieler ohne Punk:
    ERC: 1 Spieler ohne einen Punkt in den PO
    Adler: 5 Spieler ohne einen Punkt in den PO

    3) Punkte +/= 5
    ERC: 11 Spieler mit 5 oder mehr Punkten
    Adler: 10 Spieler mit 5 oder mehr Punkten

    4) „Vollstrecker“
    ERC: 6 Spieler haben mehr Tore als Vorlage erzielt
    Adler: 4 Spieler haben mehr Tore als Voralgen erzielt

    Anmerkung:
    – es zählen nur die Spieler, welche mindestens 1 Spiel gespielt haben
    – die Adler haben 36 Tore in 9 Spielen / der ERC 42 Tore in 12 Spielen (das Argument „mehr Spiele“ für den ERC muss man zwar berücksichtigen, aber nur bedingt, da die durchschnittlichen Tore pro Partie bei 4 Tore (Adler) und 3,5 Tore (ERC) liegen.

    Meiner Meinung nach also doch ausgeglichener, als es vielleicht nach Lesen des Artikels wirkt 😉

    PS: und irgendwie wird es doch mal Zeit für die erste Heimniederlage der Adler in den Playoffs. Siehe Hauptrunde: wenn nicht wir, wer dann?

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