Pavel zu Mannheim

Man kann nicht behaupten, der Wechsel von Pavel Gross nach Mannheim habe wie eine Bombe eingeschlagen. Eine Bombe sieht man nicht zwei Jahre lang kommen.

Der normale Weg in der DEL, seinen Job zu verlieren, sieht, gut, mit ein bisschen dichterischer Freiheit, so aus: Morgen, 10, Uhr Pressekonferenz. Und nicht, weil man abgeworben wird. Zwei Ausnahmen gibt es in der DEL, Don Jackson und Pavel Gross. Für mich sind das die beiden besten Trainer in der DEL.

Ihren Status haben sie auf unterschiedliche Weise erreicht. Natürlich standen Jackson bei seinen jeweiligen Clubs ganz andere Mittel zur Verfügung, aber das kann man ihm als Trainer kaum zum Vorwurf machen. Entscheidend ist, was er damit erreicht hat. Fünf Meisterschaften mit Berlin, bisher zwei mit München.

Zu Titeln als Trainer hat es für Gross nie gereicht. Aber die Tatsache alleine, dass er in Wolfsburg zehn Jahre lang als Coach tätig war, ist an sich schon eine beachtliche Leistung. Solche freiwillige Clubtreue ist in der DEL ausgesprochen ungewöhnlich. Zusammen mit Charly Fliegauf prägte er während dieser Zeit die Geschicke der Grizzlys mit mittlerem Etat, es reichte nie für einen Titel, aber für drei Vizemeisterschaften.

Nun verlässt Gross seine Komfortzone und geht zu einem der großen Clubs der DEL, ein Schritt, der nicht ohne Risiko ist, aber nachvollziehbar. Seine Aussage: “ Nach zehn erfolgreichen Jahren mit den Grizzlys sehe ich die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und eine neue Herausforderung anzunehmen“, scheint mir in diesem Falle keine bloße Phrase, sondern eher ein logischer Schritt. Natürlich ist dies für ihn eine große Chance, ich könnte mir vorstellen, dass er sich viele Gedanken gemacht hat, aber nie wirklich „Nein“ zu den Adlern sagen wollte. Und die frühe Bekanntgabe des Wechsels sowie die Aussage von Daniel Hopp: “ Der Club steht nach den Ereignissen der diesjährigen Spielzeit vor einem Neuanfang und wir sind fest davon überzeugt, dass Pavel der richtige Mann für diese Position ist“, sprechen dafür, dass man es in Mannheim diesmal mit dem Neuanfang ernst meint.

Gross hat sechs Jahre in Mannheim gespielt und ist mit den Adlern dreimal Meister geworden, er betritt also kein unbekanntes Terrain. Er wird also wissen, auf was er sich einlässt. In Wolfsburg hatte er Zeit, eine Mannschaft zu entwickeln, die sportlich zu einer der Instanzen der DEL wurde. Der Faktor Zeit ist dabei tatsächlich nicht zu unterschätzen. Mit Fliegauf gelang es ihm über die Jahre, ein Team zum formen und viele Spieler an die Grizzlys zu binden, die auch besser dotierte Verträge bei anderen Clubs hätten bekommen können. Dabei ist die Rolle von Fliegauf nicht gering anzusetzen. Der wird ihm in Zukunft den Rücken nicht mehr freihalten können. Die entscheidende Frage wird sein, ob Gross diese Zeit in Mannheim auch bekommt. Beginn einer Ära oder ein Missverständnis? Oh Mann, wann geht die nächste Saison los?

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