Der Dezember-Marathon beginnt mit dem 30. Spieltag. Sogar bis zur Olympiapause wird ab sofort praktisch alle zwei Tage gespielt. Die große Frage vor diesem mörderischen Programm: Wer teilt sich die Kräfte am besten ein? Welche Kräfte, fragt man sich dabei natürlich in Mannheim. Zu Recht.
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Tippspiel
Mannheim – Berlin
Es war der perfekte Einstand für Bill Stewart. Vor der ersten Elbvertiefung gab es im Hamburger Hafen praktisch keinen Tidenhub, mehrere Flussvertiefungen später beträgt dieser Tidenhub mehrere Meter. Gegen Ingolstadt begannen die Adler wie ein munterer Gebirgsbach und endeten wie ein Fluss, den die Flut weit zurück ins Hinterland drückt. Es gibt keine Widerstandskraft mehr. Die Adler zeigten ihrem neuen Coach in einer einzigen Partie alle Facetten ihres Leistungsvermögens wie -unvermögens. Einerseits haben sie gezeigt, was sie spielen können, zum anderen, dass sie das nicht besonders lange durchhalten. Wie zur Hölle, muss man sich fragen, wird in Mannheim trainiert? „Hey, gib mir mal noch ein Stück Pizza.“? „Sorry, man, kann ich nicht heben.“
Die Partie gegen die Eisbären ist die perfekte Gelegenheit, um diese Frage aufzuwerfen, da beide Teams Extreme darstellen. Die Eisbären spielen im Schlussabschnitt (61 Punkte, 41:17 Tore, die zweitbeste Mannschaft im Schlussdrittel ist Nürnberg mit 48 Punkten) buchstäblich in einer anderen Liga.
Die Adler auch, aber in einer anderen als die Eisbären nicht spielen. 22 Punkte und ein Torverhältnis von 23:39, das ist die mit deutlichen Abstand schwächste Bilanz aller DEL-Teams im Schlussdrittel, das ist kein Klassenunterschied, das ist ein Zweiklassenunterschied. Für den hypothetischen Fall, dass Mannheim gegen Berlin gewinnt – ich habe ja gesagt, HYPOTHETISCH – welche Führung bräuchten sie dann gegen die Eisbären, bevor der Schlussabschnitt beginnt? Vier, fünf Tore?
Beide Mannschaften starteten mit Niederlagen ins Wochenende. Für die Adler war es die zweite in Folge nach der Pleite in Straubing. Genau gegen diese Tigers kassierten auch die Eisbären eine Niederlage, die erste nach zuvor vier Siegen am Stück. Immerhin nahm der Tabellenführer aber einen Punkt aus Niederbayern mit und ist somit seit zehn Spielen in regulärer Spielzeit ungeschlagen. Vier der letzten fünf Auswärtsspiele gewannen die Berliner. Die beiden ersten Spiele fanden in Berlin statt, Spiel eins verloren die Berliner 3:4, Spiel zwei gewannen sie 6:3.
Hey, MUSS ein Null-Punkte-Spiel der Eisbären werden, sonst muss ich die Skala verändern!
Krefeld – Augsburg
Kellerduell in Krefeld. Der Vorletzte muss zum Tabellenzwölften. Beide Mannschaften starteten mit Siegen ins Wochenende, die angesichts der Gegner und den letzten Ergebnissen beider Teams doch ein wenig überraschend kamen, so überzeugend die Freitagsauftritte beider Mannschaften auch waren.
Der KEV gewann das Straßenbahnderby in Düsseldorf, umso beeindruckender, da die Pinguine gegen die DEG mit Daniel Pietta auf ihren besten Spieler verzichten mussten. Und der AEV tat sich an einem der Top-Teams der letzten Wochen, den Roosters, gütlich. Die Pinguine beendeten mit dem Sieg eine Serie von drei Niederlagen am Stück. Vielleicht können sie eine ähnliche Serie aus ihren letzten drei Heimspielen ja an diesem Wochenende ebenfalls beenden?
Noch happiger war die Niederlagenserie, die die Panther beendeten, die vor ihrem starken Auftritt gegen Iserlohn sieben Spiele in Folge verloren hatten. Und Augsburg auswärts? Acht Niederlagen am Stück. Auch in diesem Falle käme eine Trendwende gelegen. Bisher gewannen bei diesem Duell die Auswärtsteams, Augsburg 7:5 und Krefeld 4:1.
Iserlohn – München
Erstmals seit Übernahme durch Rob Daum haben die Roosters einen Durchhänger, früher oder später musste es ja Rückschläge geben, sonst würden die am Ende noch Meister! Drei Niederlagen am Stück gegen Berlin, Köln und Augsburg ließen die Roosters wieder aus der Top-Sechs fallen. Und schon sind es auch nur noch vier Punkte Vorsprung auf Platz 11.
Derweil zeigt die Tendenz beim Meister wieder steil nach oben. Das Zwischentief ist überwunden, die letzten drei Partien hat München gewonnen. Einen Ausrutscher der Eisbären in Mannheim vorausgesetzt, könnten sie wieder die Tabellenführung übernehmen. Die ersten beiden Spiele endeten mit Auswärtserfolgen: München gewann 6:3 in Iserlohn, Iserlohn gewann das zweite Spiel, schon in der Daum-Ära, 2:1 in München.
Schwenningen – Ingolstadt
Schwenningen empfängt als Tabellenfünfter den Zehnplatzierten aus Ingolstadt. Bei normalem Saisonverlauf wären die Platzierungen tendenziell genau umgekehrt. So herum darf man Schwenningen weiter als DIE Überraschungsmannschaft der Saison bezeichnen, der ERC ist unter Enttäuschungen zu führen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass zwischen den beiden Teams nur fünf Zähler liegen. Schon am nächsten Sonntag könnte die Lage eine völlig andere sein. Die Wild Wings stecken in der Krise. Sie können keine Dreier mehr. Drei Partien in Folge setzten sie sich erst nach der regulären Spielzeit durch. Okay, die haben sie aber auch alle gewonnen. Die Krise hat sich noch nicht richtig entwickelt.
Der ERC drehte am Freitag imponierend ein 1:3 gegen die Adler und steht nun vor einer kleinen Deutschlandtournee. Nach Schwenningen geht es weiter über Iserlohn, Krefeld, Bremerhaven und München, bevor man zwischen den Feiertage endlich wieder ein Heimspiel austragen darf. Die ersten beiden Spiele gewann der ERC. 1:0 nach Verlängerung in Schwenningen und 5:3 zu Hause.
Köln – Nürnberg
Nach zuletzt vier Siegen am Stück gab es für die Haie am Freitag erstmals wieder eine Niederlage, immerhin konnte man gegen die Wild Wings einen Punkt mitnehmen. Die Tendenz zeigt bei den Domstädtern so gesehen weiter nach oben. Die Ice Tigers sind ebenfalls mit einer Niederlage ins Wochenende gestartet, nur gingen sie in Wolfsburg ganz leer aus.
Es war bereits die dritte Niederlage für Nürnberg aus den letzten vier Spielen. Man kann nach den letzten Auftritten getrost von gewissen Formschwankungen sprechen. Mit einem Sieg könnten die Franken wieder mit Tabellenführer Berlin gleichziehen, so die gegen die Adler in die Bredouille geraten sollten. Fahrradkette.
Die Haie sind in dieser Saison gegen Nürnberg noch ohne Punkte. Das erste Heimspiel verloren sie 2:3, in Nürnberg unterlagen sie 2:5.
Düsseldorf – Wolfsburg
Sieben Spiele in Folge hatte die DEG bis zu den Niederlagen gegen München und am Freitag Krefeld gepunktet, die sie sofort wieder unter den Strich fallen ließen. Düsseldorf hat die letzten drei Heimspiele verloren. Die Grizzlys beendeten am Freitag eine Negativserie mit drei Niederlagen am Stück mit einem souveränen Auftritt gegen Nürnberg, bei dem die Niedersachsen ohne Gegentreffer bleiben. Von den letzten sieben Auswärtsspielen hat Wolfsburg nur eines verloren. Die ersten beiden Duelle beider Teams fanden in Wolfsburg statt, die Grizzlys gewannen 3:2 n.V. und 3:0.
Bremerhaven – Straubing
Eine Spielansetzung wie gemalt für Fans aus Niederbayern, die nach der Begegnung noch ein bisschen mit Krabben im Watt spielen wollen. Sonntagabend, 19 Uhr in Bremerhaven. Und dann auch noch schlecht geplant! Um 18:39 Uhr ist Hochwasser. Kennen die das überhaupt in Bayern? Flut? Na, die werden sich umschauen. Wer denkt sich so eine Ansetzung aus?
Gerade, wo es sich doch wieder lohnt, den Tigers nachzureisen. Drei Siege am Stück, das ist in dieser Saison eine völlig neue Erfahrung für die Straubinger. Und nur mit Pech verpassten sie es am Freitag, in einem ihrer besten Saisonspiele, den Tabellenführer leer ausgehen zu lassen. Was hat sich geändert? Die Tigers schießen wieder Tore. 14 in den letzten drei Spielen, in den fünf davor, die sie alle verloren, schossen sie sieben.
Die Pinguins starteten mit einer Niederlage in München ins Wochenende, weil man beim EHC rechtzeitig das Tor beseite räumte. Von den letzten drei Heimspielen hat Bremerhaven zwei gewonnen. Die Tigers verloren 12 der letzten 13 Auswärtsspiele. Die ersten beiden Aufeinandertreffen entschieden die Pinguins für sich: 3:1 zu Hause und 2:1 n.V. in Straubing.
Percentage aus den letzten zehn Spielen
Heiner
Iserlohn – München 4:5 n.P.
Mannheim – Berlin 3:2 n.V.
Krefeld – Augsburg 1:2
Schwenningen – Ingolstadt 5:3
Köln – Nürnberg 0:1
Düsseldorf – Wolfsburg 1:2
Bremerhaven – Straubing 2:1
Ach Olaf, ich weiß auch nicht mehr, ob’s Verzweiflung oder Galgenhumor genannt wird, aber kurzzeitig (bis zum face-off jedenfalls) aufheitern können mich Deine treffenden Kommentare und Seitenhiebe zu den Adlern dennoch…