Eishockeyländerspielpausen-zuschauerentwicklungsüberblick 2017/18

Viele Faktoren spielen beim Hallenbesuch eine Rolle. Deswegen ist es nicht ganz so einfach, den Zuschauerandrang der letzten mit der aktuellen Saison zu vergleichen. Aber wie es genauer aussieht, darauf gehe ich später noch im Einzelnen ein. Zunächst nur die blanken Zahlen ...

Bisher gab es 141 DEL-Partien mit insgesamt 771.235 Zuschauern. Nach ebenso vielen Spielen der letzten Saison lag der Besucherandrang bei 819.911. 35 der 141 fanden letzte Saison nach der Länderspielpause, in einem Zeitraum, in dem normalerweise der Publikumszuspruch in der DEL langsam anwächst. Dazu ist der Spielplan sehr gedrängt, das heißt, es gibt im Schnitt mehr Heimspiele im selben Zeitraum, die Donnerstagstermine, alles gute Erklärungen für einen gewissen Besucherrückgang. Aber sind das die wirklichen Gründe? Dazu müssen wir uns die Clubs im Einzelnen näher anschauen. Denn, hey, ein Zuschauerrückgang von über 48.000 hört sich zunächst vielleicht schockierend an, sagt aber tatsächlich überhaupt nichts aus, soll vielleicht auch nur neugierig machen. Schließlich ist diese Zahl davon abhängig, wer schon wie viele Heimspiele hatte. Wenn die großen Hallen weniger Heimspiele hatten, geht die Zahl NATÜRLICH zurück.

Augsburger Panther

Zunächst die Panther. Dazu gibt es zwei Grafiken. In der ersten werden die Zuschauerzahlen der letzten Saison akkumuliert, die gelbe Linie beschriebt die laufende Saison, die rote die vergangene. Es lässt sich eine Steigerung der Zuschauerzahl erkennen, in Zahlen kann man das so ausdrücken: Im Schnitt liegt der AEV bei 4.828 Zuschauern, was einer Steigerung von 14,7 Prozent entspricht. In den ersten neun Heimspielen kamen 5.570 Zuschauer mehr, das entspricht einem quasi einem zusätzlichen, gut besuchten Heimspiel.

Woran liegt das? Vielleicht am guten Saisonstart? Sportlich lässt sich die Steigerung nach den letzten Spielen nicht unbedingt nachvollziehen. Mehr Derbys? Nein, es gab in der letzten Saison sogar eines mehr in den ersten neun Heimspielen. Die Spiele im Einzelnen gibt es in der zweiten Grafik: Gelb ist das Donnerstagsspiel, hellviolett ein Feiertag, violett Sonntagsspiele. Der einzige wirklich auffällige Unterschied zur letzten Saison ist der folgende: Der AEV hatte nur zwei Sonntagsspiele, letzte Saison waren es sechs. Ganz offensichtlich sind Freitage bei den Schwaben einfach populärer. Auffällig ist aber schon, dass es die Minuskulisse an einem Donnerstag gab.

Straubing Tigers

Elf Heimspiele hatten die Tigers bereits, und das Anfang November, letzten Saison kam man auf diese Zahl erst am Ende des Monats. Der gedrängte Heimspielplan könnte eine Erklärung für den leichten Zuschauerrückgang sein, und die sportlichen Leistungen sind zur Zeit auch nicht gerade dazu angetan, die Fans in die Halle strömen zu lassen. Straubing hatte bisher 2.238 Zuschauer weniger, was einem Rückgang von fünf Prozent entspricht.

Die Derbyzahl ist im Vergleich zur letzten Saison gleichgeblieben, aber die Spiele unter der Woche allen deutlich ab. Den schlechtesten Besuch gab es an einem Dienstag (rot), der Donnerstag ist eigentlich im üblichen Rahmen. Auch ohne die Dienstags/Donnerstagsspiele hätte es bei den Tigers wohl einen kleinen Rückgang gegeben, der wäre nur etwas weniger deutlicher ausgefallen.

EHC Red Bull München

Beim Meister halten sich die Zuschauer auf demselben Niveau wie letzte Saison. Eine Einbuße von 0,8 Prozent hält sich in vertretbarem Rahmen. Absolut sind es bisher 370 Zuschauer weniger. Angesichts der Spielansetzungen ist es, wie aus der zweiten Grafik hervorgeht, sogar ein verkapptes Zuschauerplus.

Donnerstagsspiele (gelb) und Spiele unter der Woche (rot) sind für die Bayern eine Zuschauerkatastrophe. Wenn nicht gerade Bremerhaven kommt, ist der Besucherandrang in München doch sonst auf einem deutlich höheren Niveau.

ERC Ingolstadt

Die Niederlagenserie schlägt beim ERC noch nicht wirklich durch. Es gibt einen minimalen Rückgang von 1,1 Prozent, was 425 Zuschauer weniger als letzten Saison nach ebenso vielen Heimspielen ist. Das kann man ebenfalls locker mit dem gedrängten Spielplan erklären. Elf Heimspiele hatten die Schanzer schließlich bereits.

Den schlechtesten Besuch gab es am Donnerstag (gelb) und am Mittwoch (rot). Der Feiertag (hellviolett) hat keinen Einfluss (ebenfalls unter der Woche). Die Spiele unter der Woche sind bei Ingolstadt in der Regel sehr schlecht besucht. In dieser Saison hatten sie davon einen weniger im Vergleich zum selben Zeitraum letzte Saison.

Thomas Sabo Ice Tigers

Trotz der vielen Heimspiele gehören die Ice Tigers bisher zu den großen Gewinnern. Wir sprechen hier von Steigerung um immerhin 10,0 Prozent. Bisher ist das ein Zuschauerplus von 5.076. Gut, bis  vergangenen Freitag gab es bei den Heimspielen für die Franken natürlich immer was zu feiern.

Andere Gründe für den Zuschauerandrang gibt es natürlich auch: Keine gelben Balken stehen dafür, dass die Ice Tigers auch noch keine Donnerstagsspiele hatten. Das ist echt hilfreich. Und Spiele unter der Woche: Eines, gegen den AEV war das, der rote Balken ragt deutlich heraus, steht eigentlich für ein Dienstagsspiel, aber genauer betrachtet war das ein Feiertag in Bayern.

Iserlohn Roosters

Bei den Roosters gibt es eine winzige Steigerung um 557 Zuschauer in den ersten neun Heimspielen, in Prozent ausgedrückt entspricht das einem Plus von 1,5. Das liegt vor allem daran, dass die Sauerländer mit starken Zahlen begannen, die Niederlagenserie hatte erst spät Auswirkungen, und zwar, als die Roosters sich eigentlich schon wieder gefangen hatten.

Die Steigerung würde wahrscheinlich sogar deutlicher ausfallen, wenn es die eine Donnerstagsbegegnung (gelb) und die am darauffolgenden Dienstag nicht gegeben hätte. Deutlich sind das die beiden Spiel mit dem schlechtesten Besuch.

Kölner Haie

Bei den Haien gibt es einen marginalen Unterschied von -1,1 Prozent. Das sind 1.200 Zuschauer weniger als letzte Saison. Bei zwei Dienstagsspielen ist das eher eine verkappte leichte Steigerung, da sie letzte Saison zum selben Zeitpunkt schon zwei Dienstagsspiele hatten.

Die Saison begann vom Zuschauerandrang, abgesehen vom Saisonauftakt, eher mau, mit dem Tiefpunkt beim Spiel gegen den AEV, außerdem hatten sie in der letzten Saison zum gleichen Zeitpunkt ein West-Derby mehr ausgetragen.

Düsseldorfer EG

Einen deutlichen Rückgang gibt es bei der DEG zu verzeichnen, immerhin sprechen wir hier von -15,4 Prozent, was gleichbedeutend mit 10.297 Zuschauern weniger ist. Dienstags- oder Donnerstagsspiele hatte Düsseldorf keine. Das war letzte Spielzeit genauso.

Fehlende Derby können hier nicht den Unterschied ausmachen, denn die gab es letzte Saison zum selben Zeitpunkt auch noch nicht. Es ist also naheliegend, den Rückgang in Zusammenhang mit der sportlichen Situation in Zusammenhang zu bringen (hellviolett = Feiertag, violett = Sonntage, blau = Freitage).

Krefeld Pinguine

Beim KEV gibt es einen Rückgang von 4,2 Prozent. Der wiegt schon etwas schwerer angesichts der Tatsache, dass die traditionell gut besuchten Spiele gegen die DEG und Köln bereits einmal stattgefunden haben. Letzte Saison gab es bis zum gleichen Zeitpunkt nur ein Spiel gegen die DEG. Eigentlich müsste man ein Derby noch rausrechnen, um wirklich vergleichbare Zahlen zu haben. Bisher gab es 1.946 Zuschauer weniger.

Ein Donnerstagsspiel durfte der KEV bereits austragen, die Partie hielt bis zum letzten Heimspiel den Negativrekord. Gegen Schwenningen kamen lediglich 2.772 in den König-Palast, das war der schlechteste Besuch seit dem 28.10.2010, als gegen Wolfsburg 2.226 Zuschauer kamen. Und das beim höchsten Saisonsieg. Ganz schön bitter und ein Warnsignal. Auch wenn es ein 19 Uhr-Spiel an einem Sonntag war, also für Gästefans ungeeignet bei solche einer Anreise.

Fischtown Pinguins Bremerhaven

Sportlich läuft es herausragend für Fischtown, da überrascht es fast ein wenig, dass die Zuschauerzahlen zurückgegangen sind, um 6,3 Prozent bzw. 2.797. Das hat sich zwar in den letzten drei Wochen erholt, aber es könnte sich auch einfach um eine Normalisierung nach der Euphorie der Aufstiegssaison handeln. (ums noch mal zu erwähnen: Gelb ist die aktuelle Saison).

Letzte Saison hatte Bremerhaven zu diesem Zeitpunkt bereits ein Dienstagsspiel, in der laufenden Saison spielen die Pinguins nur freitags und sonntags, wenn sie zu Hause antreten. Den besten Besuch gab es gegen die Haie, das könnte traditionelle Gründe haben, aber wie man sehen kann, gab es in den letzten Heimspielen auch eine stetige Steigerung, vielleicht ist es auch einfach die Anerkennung des Erfolgs.

Eisbären Berlin

Die Eisbären gehören auch in dieser Saison wieder zu den Verlierern, auch wenn sie nach sportlichen Hungerjahren endlich wieder ein Spitzenteam stellen. Vielleicht braucht es ein bisschen, bis sich das herumspricht? Die Berliner hatten bisher 13.544 Zuschauer weniger als letzte Saison, das entspricht einem Rückgang von 11,3 Prozent.

Mit Spielen unter der Woche kann das wenig zu tun haben, denn die gab es für die Berliner bisher noch nicht. Letzte Saison bis zu diesem Zeitpunkt übrigens auch nicht, das kann also keinen Faktor darstellen.

Den besten Besuch gab es gegen Mannheim, den schlechtesten beim Heimspiel am Donnerstag (gelb) gegen Schwenningen. Das Donnerstagsspiel liegt 2.000 unter Schnitt.

Grizzlys Wolfsburg

Dass die Grizzlys sich im Plus befinden, verdanken sie in erster Linie dem letzten Heimspiel gegen die Eisbären. Traditionell sind die Besuche der Eisbären die bestbesuchten Matches der Niedersachsen, weil die Hauptstädter immer viele Fans mitbringen. Wann die Eisbären in der Vorsaison in Wolfsburg spielen, lässt sich übrigens auch sehr schön an der roten Kurve erkennen: Am dritten Spieltag. Die Grizzlys liegen 5,78 Prozent im Plus bei einer Steigerung um 1.377 Zuschauer.

Keine Dienstags-, kein Donnerstagsspiele hatten die Grizzlys, das entspricht dem Spielplan von letzter Saison, ist also kein Faktor.

Adler Mannheim

Zu guter Voretzt hätten wir noch die Adler. 2.782 weniger Zuschauer als nach neun Spielen in der letzten Saison, das ist ein Rückgang um 3,1 Prozent.

An der zweiten Grafik können wir auch genau erkennen, woher dieser Rückgang kommt. Letzte Saison hatten sie im Vergleichszeitraum nur ein Dienstagsspiel. Und wenn wir den Unterschied zwischen Dienstags- und Normaltagsspielen betrachten, sind das ziemlich genau die Zuschauer, die die Adler verloren haben.

Schwenninger Wild Wings

Bei den Wild Wings liegen die Zuschauerzahlen aus dieser und der letzten Spielzeit so nah zusammen, dass man in der Grafik den Unterschied gar nicht erkennen kann. Deswegen verrate ich ihn: +141 Zuschauern entspricht einer Steigerung um 0,4 Prozent.

Für die Wild Wings gab es bisher nur Normaltagsspiele, so war das auch in der letzten Spielzeit. Sportlich stehen die Schwarzwälder allerdings deutlich besser da. DAS macht sich bei den Zahlen noch nicht bemerkbar. (Welches Spiel wohl gegen die Adler ging?)

Nochmal zum Nachschauen: Blau = Freitagsspiele, hellviolett = Feiertagsspiele, violett = Sonntagsspiele, gelb = Donnerstagsspiele, rot = dienstags oder mittwochs)

Fazit

Die Zahlen bestätigen eigentlich genau das, was man erwarten konnte und nach den bisherigen Erfahrung eigentlich auch schon wusste.

  1. Der sportliche Erfolg hat noch am wenigsten Einfluss auf den Besuch in den Hallen. Dabei stellt die DEG eine Ausnahme dar.
  2. Spiele an Werktagen, den Freitagabend zähle ich dabei nicht dazu, erstens ist es der Beginn des Wochenendes, zweitens ist dieser Tag als Spieltag etabliert, haben unmittelbaren Einfluss auf die Zuschauerzahlen.
  3.  Der Donnerstag hat sich noch nicht etabliert, ums mal sehr vorsichtig auszudrücken. Und die Fanproteste gegen diesen Termin kommen nicht von ungefähr. Für die Vermarktung der DEL macht der Donnerstag grandios sein, bedeutet aber auch immer finanzielle Einbußen für den veranstaltenden Club. Und nimmt Gästefans praktisch raus aus der Rechnung.

P.S. Für Fehler und Zahldreher ist ausschließlich Excel verantwortlich.

Ein Kommentar zu „Eishockeyländerspielpausen-zuschauerentwicklungsüberblick 2017/18

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