Drittes DEL-Wochenende, so langsam sollte man erwarten können, dass sich die Tabelle ein wenig zurechtrüttelt. Tut sie ja irgendwie auch, aber nicht so wie erwartet. Die einzige Mannschaft, die auch nur andeutungsweise keine Formschwankungen zeigt, kommt weiter aus Niederbayern.
Fangen wir diesmal mit ein wenig Statistik an.
Schüsse | Tore | Quote | |
Straubing | 152 | 24 | 15,79 |
Berlin | 186 | 22 | 11,83 |
Nürnberg | 178 | 19 | 10,67 |
Hamburg | 172 | 18 | 10,47 |
Augsburg | 159 | 16 | 10,06 |
Krefeld | 169 | 17 | 10,06 |
Iserlohn | 183 | 18 | 9,84 |
Wolfsburg | 176 | 17 | 9,66 |
Köln | 149 | 14 | 9,40 |
München | 209 | 19 | 9,09 |
Düsseldorf | 187 | 17 | 9,09 |
Ingolstadt | 185 | 14 | 7,57 |
Mannheim | 250 | 17 | 6,80 |
Schwenningen | 180 | 12 | 6,67 |
SO lässt sich das Erfolgsgeheimnis der Tigers lüften. Ganz einfach lässt sich das mit den Worten zusammenfassen: So ein Tiger, der schießt wirklich nur, wenn es sich lohnen könnte. Wenigste Torschüsse, gut Köln hat weniger, aber auch ein Spiel weniger ausgetragen, meiste Tore. Und folglich auch die höchste Quote. Mit einer ähnlichen Quote stünden die Adlern bei über 36 Treffern und alle würden sagen, wer soll denn dieser Offensive Einhalt gebieten. Die Adler, die werden Meister.
Aber es sind halt die Tigers, also hat man das Gefühl, immer noch irgendwie, es handele sich um eine Anomalie. Nun gut, man könnte argumentieren, dass es Larry Mitchell in seiner Zeit beim AEV immer gelungen ist, gut mit den Panthern in die Saison zu starten. „Ordentlich“, trifft es vielleicht nicht ganz, aber so außerordentlich wie Straubing in diesem Jahr: Das gab es auch in Augsburg in all den Jahren nur einmal. Die Liste der bisherigen Kontrahenten kann sich sehen lassen. Ordentlich gestartete Roosters, die Titelfavoriten aus Köln und München hat man geschlagen, ebenfalls gut gestartete Düsseldorfer. Nur gegen den aktuellen Tabellenzweiten gab es einen Rückschlag. Klar, es wird noch mehr Rückschläge geben, so eine Saison ist lang, aber dennoch bin ich mittlerweile geneigt, meine Prognose bezüglich der Niederbayern ein wenig nach oben zu korrigieren, was die Platzierung nach der Hauptrunde betrifft. Bereits jetzt haben die Tigers so viele Punkte wie in der letzten Saison am 30. Spieltag! Rückschläge ja, aber einen totalen Zusammenbruch? Kann ich mir nicht vorstellen.
Zu den großen Gewinnern des Wochenendes gehören, natürlich, Nürnberg und Berlin. Wie neben ihnen die Tigers konnten auch diese beiden Teams zwei Siege einfahren. Ice Tigers und Eisbären gemeinsam war dabei, dass beide Teams das Kunststück der Vorwoche wiederholen konnten und ohne Niederlagen durchkamen – allerdings blieb nur Nürnberg verlustpunktfrei. Und so ist das dann eben so früh in der Saison: Zwei gute Wochenenden, und du spielt ganz oben mit. Dabei hatten die Franken das vielleicht etwas schwerere Programm, auch wenn die Eisbären immerhin gegen Straubing antreten mussten. Dafür hielten sich andererseits die Eisbären dreimal auswärts schadlos. Beide Teams befinden sich auf einem guten Weg.
Was für einen Weg allerdings die Adler schlagen, das kann man sich wirklich fragen. Gegen die DEG verspielten sie am Freitag einen 3:1-Vorsprung, gegen Iserlohn am Sonntag sogar ein 4:0, wobei da der Supergau ausblieb, schließlich konnten sie wenigstens noch den Extrapunkt retten. Gut, alle hochgehandelten Teams, seien es München oder Köln oder Hamburg, tun sich überraschend schwer damit, Leistungen zu stabilisieren, wie man so sagt. Aber die Abschlussschwäche der Adler, ein Blick auf die obige Statistik lohnt sich da wieder, ist phänomenal.
Ein weiteres Sorgenkind sind die Haie, und das hätte ich persönlich, gerade nach dem gelungenen Start, so nicht unbedingt erwartet. Quatsch, das ist Understatement. Damit habe ich überhaupt nicht mehr gerechnet. Die Niederlage gegen Straubing war eigentlich schon unnötig, die Tigers spielen eben wie sie spielen und das erfolgreich. Aber aus dem Spiel gegen Augsburg ohne Punkte hervorzugehen, wenn man drei Minuten vor dem Ende noch vorneliegt, mit einer 2:0-Führung ins Schlussdrittel geht, das ist schon eine Leistung.
München gehört, am Erfolg gemessen, durchaus auch zu den Gewinnern des Wochenendes, zwei Siege, wenn auch keiner davon in regulärer Spielzeit, das ist okay, aber richtig überzeugt hat mich das noch nicht. Vor allem der Sieg gegen die Freezers kam doch sehr glücklich zustanden und war nicht wirklich verdient. Da fehlt mir einfach die Stabilität, die ich von einer Spitzenmannschaft erwarte.
Der AEV? Fährt komische Ergebnisse ein. Gewinnen tun die Panther offensichtlich nur, wenn sie auf eine Mannschaft treffen, die vor der Saison als Titelkandidat gehandelt wurden. Vier Niederlage aus den ersten sechs Spielen, aber halt auch Dreier gegen Mannheim und Köln. So werden den Augsburgern aber bald die Gegner ausgehen. Wird man sich auf das kommende Wochenende freuen können, wenn der AEV auf die Freezers trifft. Prognose: Sicherer Dreier.
Schwenningen fuhr die zwei nächsten Niederlagen ein, was jetzt nicht wirklich überraschend kam. Die einzige Mannschaft, die noch ineffizienter als Mannheim scheint, spielt dabei gar nicht so schlecht, wie es die Ergebnisse nahelegen, aber drei Drittel, das scheint für die Wild Wings einfach zu lange zu sein. Regelmäßig scheinen die Spiele so zu verlaufen, dass Schwenningen zumindest ein Drittel gut mithält, vielleicht sogar spielerische Vorteile hat. Aber Tore? Tore schießen sie nicht. Im weiteren Spielverlauf scheint dann die Luft auszugehen und die Niederlage wird unausweichlich. Nachtrag: Zumindest im Hinblick auf die Abschlussschwäche haben sie ja möglicherweise reagiert, also reagiert haben sie, aber ob erfolgreich, bleibt abzuwarten: Für den Sturm wurde heute Will Acton verpflichtet („für mehr Durchschlagkraft …“ – weniger geht ja auch nicht).
Für die Roosters gab es zwar am Sonntag die erste Heimniederlage, aber sie unterstrichen doch selbst bei der Niederlage gegen Mannheim ihre Comebackqualitäten. Am Freitag machen sie einen 0:3-Rückstand gegen den Vizemeister wett, am Sonntag holen sie sogar ein 0:4 auf, gegen den Meister, auch wenn ihnen diesmal das Happyend versagt blieb. Sehen lassen können sich diese Ergebnisse aber allemal.
Sehr ordentliche Wochenenden gab es für die DEG, Sieg in Mannheim, Niederlage in Straubing, vor der Saison hätte man sowas vielleicht umgekehrt erwartet, aber mach was. Einer der großen Verlierer war Wolfsburg. Wenn man sich da anschaut, wer von Woche zu Woche draußenbleibt, scheint sich da ja ein bisschen was hinter den Kulissen abzuspielen. Mal abwarten, wo das hinführt. Beim KEV lässt sich die Entwicklung schwer einschätzen, nach meinem Gefühl haben die Pinguine zur Zeit zu sehr im Verletzungssorgen zu kämpfen, so fehlt die Kontinuität, aber beim KEV weiß man wenigstens, woran es liegen KÖNNTE.
Was noch auffiel?
Marian Rohatsch hat seine Führung bei den Schiris deutlich ausgebaut (293 Strafminuten/Schnitt 49), führt vor Daniel Piechaczek (200/33). Den zweithöchsten Schnitt hat Köttstorfer mit 44 (Der hat aber erst zwei Spiele, da ist die Stichprobe eigentlich noch zu klein).
Mannheim schon wieder mit vier Überzahltoren am Wochenende, da scheint sich wirklich was getan zu haben.
Straubing hat weiter das beste Powerplay.
Schnellstes Saisontor weiter Kurt Davis (2. Spieltag) (0:26)
Torreichstes Saisonspiel: Berlin – Straubing (4) 7:5
Höchster Saisonsieg: Krefeld – Straubing (2) 3:8
Strafreichste Partie: München – Mannheim (2) 90 Strafminuten (Iwert/Rohatsch)
Strafärmste Partie: Köln – Straubing (5) 12 Strafminuten (Schimm/Aumüller)
Torreichster Spieltag (3): 56
Irgendwie verdammt viel Straubing.
Hat dies auf olafedig rebloggt.
Und wann dürfen wir endlich für deinen tollen Service zahlen?
🙂
Deine Rückblicke sind einfach klasse. Eine sehr gute Einführung zum Saisonstart
:-), gut, dann lohnt sich der Aufwand