Die Verantwortlichen von Sassuolo Calcio trennen sich nach nur 35 erfolglosen Tagen im Amt von Trainer Alberto Malesani und holen ausgerechnet seinen Vorgänger Eusebio Di Francesco zurück. Eine gängige Praxis in der Serie A. Doch was auf den ersten Blick wie komplette Planlosigkeit erscheint, hat bei genauerer Betrachtung System und handfeste Gründe. eingenetzt.org klärt auf.
Nun darf Di Francesco genau da weitermachen, wo er vor nicht einmal sechs Wochen hatte aufhören bzw. unterbrechen müssen. 17 Punkte hatte der Aufstiegscoach mit Sassuolo in den ersten 21 Saisonspielen der Serie A gesammelt und lag einen Punkt hinter einem Nichtabstiegsplatz . Zu wenig, fanden die Verantwortlichen des Clubs. Sie feuerten den zwölffachen italienischen Nationaltrainer und installierten nach vergeblichen Versuchen, Pippo Inzaghi bei Milan loszueisen, den zuletzt meist erfolglosen Malesani.
Vor genau einem Jahr hatte der Coach, der in den 90ern mit Parma die Coppa Italia, die Suppercoppa und den UEFA Cup gewinnen konnte, als vermeintlicher Retter US Palermo nach drei Remis in drei Spielen wieder verlassen müssen. In Sassuolo, seiner mittlerweile elften Trainerstation in der Serie A war nach fünf Niederlagen in fünf Partien Schluss. Seit 2011 gewann Malesani damit in zwölf Partien für drei Clubs nicht ein einziges Spiel. Sassuolo liegt mittlerweile auf dem letzten Tabellenplatz, der Abstand zum rettenden Ufer beträgt bereits vier Punkte.
Der Vorgänger wird der Nachfolger? Klingt komisch, ist aber so!
Und in dieser wenig hoffnungsvollen Situation soll mit Di Francesco ausgerechnet der Mann die Trendwende einleiten, dem die Verantwortlichen Ende Januar noch absprachen, die Mannschaft erfolgreich zu führen? In der Serie A sind solche Entscheidungen beileibe kein Einzelfall, sondern gängige Praxis. Ein Prozedere, das auf den ersten Blick widersinnig und wenig durchdacht erscheint, aber letztlich nur ein Resultat der Gegebenheiten ist. Schließlich ist es Trainer in der Serie A anders als in der Bundesliga untersagt, in einer Saison für zwei verschiedene Clubs arbeiten.
Da stehen sie in den meisten Fällen auch nach ihrer Demission noch weiter auf den Gehaltslisten. „Das ist in erster Linie ein wirtschaftliches Problem. Wenn man einen Trainer feuert, feuert man ja auch dessen vier oder fünf Assistenten. Die Kosten dafür werden dann schnell unverhältnismäßig. Deshalb holt man in solchen Fällen gerne die ohnehin noch unter Vertrag stehenden Coaches zurück, schließlich sind die und auch ihr Stab bereits bezahlt“, erklärte bereits vor zwei Jahren Sienas damaliger Sportdirektor Giorgio Perinetti, mittlerweile in Palermo aktiv, gegenüber ilsussidiario.net.
„Außerdem kennt der zurückkehrende Trainer Spieler und Umfeld bereits“, wies Perinetti auf einen weiteren positiven Nebeneffekt hin. Einarbeitungszeit brauche der Neue/Alte schließlich keine. Doch dieses Hin und Her birgt natürlich auch Risiken, schließlich trägt das Kommen und Gehen der Trainer nicht unbedingt zur Konzentrationssteigerung des Teams bei. Perinetti plädierte daher schon damals für größere Geduld mit den Trainern und langfristigere Konzepte. Doch damit stieß er offenbar auf taube Ohren. Malesani ist bereits der zwölfte gefeuerte Coach in dieser Saison. Mal gucken, wie lange sich Di Francesco diesmal behaupten darf.
Im Mittagstalk von meinsportradio.de vom 4.3.2014 ging es um die Frage: Sollte es eine Wechselfrist für Trainer in der Bundesliga geben? Malte Asmus von eingenetzt.org hat mitdiskutiert.