Little Shop of Horrors – Ingolstadt vs. Mannheim

Sonderparteispieltag in der DEL, der Meister und der Vizemeister treffen aufeinander. Man hat einen Extra-Termin anberaumt, um dem Anlass wirklich gerecht werden. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Mannschaften sich nicht zum letzten Mal in der laufenden Spielzeit gegenüberstehen.

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Es ist diesmal nur ein Einzelspiel, deswegen kann ich die Partie mal ein wenig ausschweifender behandeln. Hier ein Blick auf die Formkurve beider Teams über die gesamte Saison hinweg betrachtet. Ich erkläre hier lieber noch mal zur Sicherheit, wie die zustande kommt. Glatte Siege führen einen Dreierschritt nach oben, Siege nach Verlängerung und Penaltyschießen einen Zweierschritt, Niederlagen nach Penaltyschießen und Verlängerung einen Einerschritt. Glatte Niederlagen werden mit -3 gewertet.

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Gemeinsamkeiten: Nach guter letzter Spielzeit fiel sowohl in Mannheim als auch in Ingolstadt der Umbau für die neue Saison relativ bescheiden aus, sieht man vielleicht davon ab, dass die Adler mit Ryan MacMurchy den Schanzern den zweitbesten Scorer abspenstig machten. Gute Scorer haben einfach die Tendenz, irgendwann im Verlaufe ihrer Karriere in der Kurpfalz zu landen, die sowas wie ein Magnet für solche Akteure ist. Das gehört zu den Realitäten der DEL. Die Gesetze des Marktes. Das meine ich völlig kritikfrei. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide Teams ihre Erfolgstrainer nicht halten konnten, beide Nachfolger blieben, gelinde gesagt, glücklos.

Bei Ingolstadt hat man das Missverständnis relativ früh beendet, durchaus mit Erfolg. Unter Emanuel Viveiros hatten sich die Schanzer bereits deutlich abgeschlagen hinter den Preplayoffplätzen festgesetzt, mit einem Punkteschnitt von 1,00. Mit Kurt Kleinendorst stehen sie bei 1,72 Punkten, ein solcher Schnitt über die gesamte Saison reicht normalerweise mindestens für die Vorplayoffs. Bei Mannheim hat man die Notbremse erst gezogen, als man sich schon fragte, ob dieser Zug überhaupt mit einer ausgestattet sei.

Zwar stehen die Adler im Augenblick noch besser als der ERC da, dennoch, an Mannheim werden andere Erwartungen gestellt, wenn man sich, bei Adler-Fans könnte ich mir das durchaus vorstellen, mit den Jahren nicht eines gewissen Fatalismus` angeeignet hätte.

Im Rückblick war die Saison mit Geoff Ward, durch Geoff Ward im Wesentlichen, ein Glücksgriff, aber, das deutet „Glück“ ja auch schon an, eine Systematik war dahinter nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, die Adler haben zu viel Geld. Aber mit irgendwas muss man ja heizen.

Die schwerwiegende Verletzung von Dennis Endras, sie passt irgendwie ins Bild. Einer, wenn nicht DER wichtigste Leistungsträger des Teams, fällt weg für die entscheidende Phase der Saison. Der Saisonverlauf für Marcel Goc ist natürlich extremst unglücklich, er fehlt praktisch die gesamte Spielzeit, doch stellt sich die Frage, welchen Einfluss er auf die Leistungen der Mannschaft wirklich gehabt hätte. Jochen Hecht hat das ein oder andere Mal seine Qualitäten schon unter Beweis gestellt, doch ehrlich gesagt fällt er mir mehr durch seine Strafen auf.

Die Partie gegen Ingolstadt gibt mir übrigens eine gute Möglichkeit, mal aus dem Nähkästchen zu paudern. Ich würde manchmal so viel schreiben, habe ich schon öfters gehört. Damit hat es eine ganz einfache Bewandtnis. Die meisten Einträge sind schon vorgefertigt, ich kopiere sie dann nur noch aus einem Word-Dokument `rüber in den Ticker. Ein Beispiel: Für das Spiel der Adler gegen Ingolstadt steht in diesem Dokument zwölf Mal der Satz „RIESENCHANCE für die Adler. Aber …“. Also, die Pünktchen stehen nicht wirklich da, die sollen einfach nur einen Namen symbolisieren. Siehste. Und ich muss dann nur noch in das Dokument rein, mach strg-c, strg-v, fertig.

Das ist ja ziemlich blöd, werden Sie sagen, und Sie hätten recht. „Du braucht das doch nur einmal schreiben, der Kopiervorgang ist doch immer derselbe.“ (Wieso sind wir auf einmal beim Du??) Ha! Gotcha. Die RIESENCHANCEN sind nämlich numeriert, hinter Riesenchance steht immer eine Zahl in Klammer.

Letztes Jahr also die Meisterschaft, und was für eine überragende, doch in dieser Saison backt man bei den Adlern kleinere Brötchen. So kleine, schwarze Dinger. Das Faszinierende daran: Sie finden REISSENDEN Absatz. Der Hunger treibt´s rein.

Wir sprechen hier von der Mannschaft mit dem dritthöchsten Zuschauerschnitt. Von den letzten sieben Heimspielen waren sechs entweder ausverkauft oder fast. Oscar Wilde hat einmal gesagt: „Eishockey mag ein Spiel für harte Mädchen sein, aber kaum geeignet für zarte Jungs“. Hier irrt Wilde. Die Mannheimer und Mannheimerin sind alle verdammt hart. Und zwar im Nehmen. Mit DER Einstellung hätte Rocky den Kampf gegen Apollo Creed nie verloren. Außerdem hat das Wilde nie so gesagt.

Ein Blick konkret auf das Spiel mit einem Hinweis auf die obige Grafik: Wirf einen Blick auf den Tiefpunkt der Schanzer-Saison (der tiefstgelegene rosane Punkt halt). Abgesehen davon, dass ich es kursios finde, dass dieser Tiefpunkt fast identisch mit dem Höhepunkt der Adlersaison – die älteren werden sich an eine phänomale Siegesserie des Meisters erinnern), spielten sich folgende Ereignisse in dieser Zeit ab: Viveiros wurde nach einer 2:5-Niederlage in Mannheim entlassen, anschließend kassierte Ingolstadt noch einen Niederlage in Straubing, seitdem geht es aber stetig bergauf. Für die Adler folgten noch zwei Siege gegen Krefeld und Iserlohn. Dann begann der lange Absturz, der nur abgebremst wurden, als sie auf einem Felsvorsprung aufschlugen. Da haben sie sich aber relativ schnell wieder aufrappeln können, um in den nächsten Felsschlund zu hüpfen. Sowas wie den negativen Höhepunkt stellt das letzte Wochenende da, als man aus den Spielen gegen die mit Abstand schwächsten Teams der DEL, zwei der schwächsten Offensiv- wie Defensivformationen, Krefeld und Schwenningen, nur einen Zähler holte. Wenn man über Akzeptabilitätsgrenzen sprechen möchte, also für mich sind die damit übertreten. Aber das Wort gibt es ja überhaupt nicht.

Mannheim hat die letzten sieben Spiele verloren. Zwei Punkte holten sie in dieser Phase nach Penaltyschießen gegen zwei andere Krisenteams, auch das ist bezeichnend, Krefeld und Augsburg! Der ERC beendete am Sonntag eine kleine Niederlagenserie von vier Partien mit einem 5:4-Erfolg in Düsseldorf (in Verlängerungen nahm man dabei immerhin je einen Zähler gegen Wolfsburg und Köln mit, zwei Teams, die zur Zeit wirklich stark sind). In der laufenden Saison ist Ingolstadt noch ohne einen einzigen Punkt gegen die Adler. Das erste Spiel in Ingolstadt gewannen die Kurpfälzer 4:0. Es folgen ein 3:1 und ein 5:2 in Ingolstadt.

Omen? Spielleiter sind Daniel Piechaczek und Lars Brüggemann: Ingolstadt hatte zwei Auswärtsspiele unter Piechaczek (München, Mannheim) und beide verloren. Unter Brüggemann haben die Schanzer sieben von acht Spielen verloren. Glückbringer sind das nicht. Auch die Adler haben unter Brüggemann eine negative Bilanz (3/7), unter Piechaczek kommen sie auf 2/3. Wahrscheinlich verlieren beide.

Omen? Mannheim hat in dieser Saison noch kein Mittwochspiel verloren (5:3 gegen Schwenningen). Ingolstadt aber auch noch nicht (4:1 gegen Nürnberg). Der Gewinner hat beste Chancen, in dieser Saison die beste Mittwochsmannschaft zu werden. Dafür bekommt man dann eine Wild Card in den Playoffs.

Percentage aus den letzten zehn Spielen
(VOR dem 47. Spieltag, also vor den Dienstagasspielen)

1 München 66,67
2 Wolfsburg 66,67
3 Nürnberg 63,33
4 Straubing 63,33
5 Krefeld 53,33
6 Köln 50,00
7 Schwenningen 50,00
8 Berlin 46,67
9 Düsseldorf 43,33
10 Iserlohn 43,33
11 Ingolstadt 40,00
12 Hamburg 40,00
13 Mannheim 36,67
14 Augsburg 26,67

Also ein echtes Kellerduell!

Effizienz

Torschüsse Tore Quote S/G S/T
Iserlohn 1437 143 9,95 31 10,05
Ingolstadt 1397 136 9,74 30 10,27
Nürnberg 1513 147 9,72 33 10,29
Augsburg 1451 140 9,65 32 10,36
Düsseldorf 1414 136 9,62 31 10,40
Köln 1402 133 9,49 30 10,54
Wolfsburg 1363 128 9,39 30 10,65
Schwenningen 1394 130 9,33 30 10,72
Berlin 1506 136 9,03 33 11,07
München 1669 144 8,63 36 11,59
Hamburg 1487 127 8,54 32 11,71
Straubing 1552 131 8,44 34 11,85
Krefeld 1464 121 8,27 32 12,10
Mannheim 1572 127 8,08 34 12,38

Welten prallen auf einander.

Heiner

Ingolstadt – Mannheim 2:0

Alea iacta est

Mannheim war mein sicherer Meistertipp. Wenn ich mir aber meinen eigenen Text durchlesen, kommt mir das im Nachhinein so naiv vor, so naiv. Und ich muss ganz klar sagen, es würde mir im Tippspiel zwar ein paar Punkte bringen, aber dass sie erneut den Titel holen … kann ich den Adlern einfach nicht mehr gönnen. So nicht. Alles hat seine Grenzen. Ich bin beleidigt.

2 Kommentare zu „Little Shop of Horrors – Ingolstadt vs. Mannheim

  1. 1. Bin enttäuscht, hatte einen Panther mit Adler-Kopf erwartet. Oder einen Adler mit Panther-Kopf? Ne, das wäre zu verrückt glaub ich.

    2. Meine Theorie: Die Adler sind große Radsport-Fans und dachten sich vor der Saison: Du, lass ma eine Tour-de-France-Etappe aus unseren Saisonspielen machen. Das heeeeißt wir Adler-Fans müssen nur hoffen, dass es eine Bergankuft wird und alles wird wieder gut.

    3. Das letzte Wochenende war wirklich der Tiefpunkt der bisherigen Saison, zumindest kommt jetzt der Lieblingsgegner der Saison. UND wie man sieht: Krefeld ist wirklich stark derzeit…-.-

    Naja, wie vor Wochen geschrieben: Es kann nur darum gehen, sich irgendwie ins PPO-Heimrecht zu retten, und mit nem Sieg wäre man wieder 7.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch wenn Mannheim wirklich ne Menge Horrorfilme angeguckt hat, um das zu schaffen.

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