Statistiken zum ersten Saisonviertel

Ein Viertel der Saison ist gespielt, das heißt auch, jede Mannschaft hat einmal gegen jede andere Mannschaft gespielt – eine Ausnahme gibt es, schließlich ist die DEL  immer noch die DEL  – da kann man gut mal auf ein paar Zahlen gucken.

Nach einem Eishockeyticker am Sonntag, wenn die ersten Spiele um 14 Uhr losgehen und die letzten um 19 Uhr starten, bin ich hinterher immer etwas durch den Wind. Zu etwas Konstruktivem bin ich hinterher nicht mehr in der Lage. Dann kann es vorkommen, dass ich zum Runterkommen vielleicht noch ein bisschen NFL verfolge. Nicht konzentriert, nur so nebenbei. Ich gebe zu, ich bin alles andere als ein Experte, aber bei manchen Sachen werde ich hellhörig. Vor allem, sobald Statistik im Spiel ist.

Wenn ich dann vernehme, wahre Geschichte, Spieler X ist der Spieler mit den meisten Sex in der Geschichte der Baltimore Ravens, wundere ich mich zunächst, dann ärgere ich mich über die schlechte Grammatik im modernen Sportjournalismus, denke aber bewundernd: Guck mal, über das die Amis alles Statistiken führen. Der nächste Gedanke war, woher wissen die das? Und dann fällt der Groschen. Gut, der ganze Vorgang dauerte keine Sekunde, aber beschreibt meinen Zustand nach einem langen Sonntag ganz gut.

Soweit der lockere Einstieg, ein Viertel der Saison ist vorbei. Zeit, mal auf die Drittelstatistiken zu schauen.

Ein paar Auffälligkeiten: Die Adler sind nirgends Spitze, aber überall oben mit dabei. Ich weiß nicht mehr, leider, in welchem Post-Game-Interview es war, als einer der Mannheimer Spieler über die Trainingsarbeit von Pavel Gross meinte, er lege großen Wert auf die Fitness. Dass daran in Mannheim in der Vorbereitung sehr gut gearbeitet wurde, scheinen diese Zahlen zu bestätigen. Die Adler können den Druck konstant über 60 Minuten hochhalten – tatsächlich sieht man das so in der DEL selten – und haben über die bisherige Saison gesehen, in keinen Drittel einen wirklichen Durchhänger.

Bei München finde ich ich auffällig, dass sie im zweiten Drittel so stark sind. Besonders vor dem Hintergrund, dass dies in den letzten Jahren genauso aussah. Was weiß Don Jackson über den Mittelabschnitt, was die anderen nicht wissen?

Schwenningen? Die Spiele gehen in den ersten zwei Dritteln verloren. Danach lässt ihnen der Gegner gerne ein bisschen die Leine. SO sind die Wild Wings noch nicht wirklich konkurrenzfähig. Der AEV startet bärenstark und lässt danach locker auslaufen? Dieses Gefühl könnte man bekommen. Der Grundstein für Siege wird im ersten Drittel gelegt. Wolfsburg? Einfach nur schwach. Klar, das hat wesentliche Gründe in der Verletzungsmisere, aber im Schlussdrittel scheint dann die Resignation einzusetzen.

Im Schatten der Adler ist noch die Konstanz beim ERC Ingolstadt hervorzuheben. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies  insofern auffällig, dass die Bayern in den letzten Jahren immer gerne ein schlechtes Spieldrittel hatten, häufiger auch mal den Schlussabschnitt. In der Saison 2018/19 sieht das besser aus. Die Schanzer haben eine gute Balance gefunden, was so nach der suboptimalen Vorbereitung nicht unbedingt zu erwarten war.

 

Betrachten wir die Drittelstatistik jetzt getrennt nach Heim- (oben) und Auswärtsspielen getrennt, werden die Ergebnisse zum Beispiel für Mannheim etwas relativiert. Dabei haben die Adler aber immer noch den höchsten Punkteschnitt Auswärts (2,17) vor Augsburg (2,13). Bei den Roosters spielt es im Schlussabschnitt offensichtlich eine sehr große Rolle, wo sie spielen. Der ERC ist wie ein Diesel unterwegs. Auswärts wie zu Hause.

Soweit die Drittelstatistiken, jetzt noch ein paar Darstellungen zu den Offensiv- bzw. Defensivabteilungen.

Bild eins stellt die durchschnittliche Anzahl der Abschlüsse pro Spiel dar. Darin sind alle enthalten, auch die Schüsse, die das Tor verfehlen. Im Prinzip sind nicht nur die Fehlschüsse enthalten, sondern auch solche, die beispielsweise absichtlich in Bande gesetzt werden, damit die Offensive mit den Abprallern arbeiten kann. Dahinter verbergen sich durchaus auch unterschiedliche Spielweisen.

Die zweite Darstellung zeigt an, wie viele Schüsse direkt aufs Tor kommen, also entweder reingehen oder gesavet werden. Bei Berlin oder Mannheim entfaltet die Quantität eine eigene Qualität.

Und in der letzten Grafik wird das Verhältnis von Abschlüssen insgesamt zu Torschüssen dargestellt. Ein Beispiel: Von den   42,15 Abschlüssen des AEV pro Spiels (Grafik eins) kommen 68,07 Prozent tatsächlich aufs Tor und führen zu Treffern oder werden gesavet. Und um die Erläuterung von eben aufzugreifen, der AEV greift also das Tor direkter an als beispielsweise die Adler. Der Unterschied ist schon signifikant.

Letztlich entscheidend ist aber die letzte Grafik: Wie viele Schüsse braucht ein Team, um ein Tor zu schießen. Bei den Wild Wings sieht dies nach dem Spiel gegen Iserlohn schon deutlich freundlicher aus, vergleichen wir die  Grafik mit der Darstellung vom letzten Mal.

Schauen wir uns noch ein paar Zahlen zu den Defensiven an. In Grün: Wie viele Abschlüsse zieht eine Mannschaft pro Partie auf sich, alle Schüsse inklusive. Auffällig das Schlusslicht: Die Zahl ist erstaunlich niedrig. Abgefahren sind die werde bei den Roosters – 62! Iserlohn und Schwenningen sind hier echte Ausreißer.

In einer Art Rot: Iserlohn. Auch hier führend. Kein  Wunder, die Ratio Abschlüsse insgesamt vs. echte Torschüsse ist ja im Vergleich der Mannschaften untereinander so unähnlich nicht.

Schauen wir uns die Prozentzahlen an: In Schwarz sehen wir, wie groß der Anteil der Torschüsse an den Abschlüssen insgesamt ist. Also groß ist der Anteil der Abschlüsse, die zu Toren oder Saves führen? Was kann man aus den Zahlen lesen? (Das ist jetzt nur ein Interpretationsangebot) Die Gegner sehen sich gegen Mannheim genötigt, schwierige Schüsse zu nehmen, was für eine bisher sehr gute Defense der Adler spricht. Oder: Schwenningen hat kein Goalie-Problem. Tatsächlich muss man diese Grafik aber im Zusammenhang mit den Gegentreffern sehen, damit sie aussagekräftiger wird.

Wie in der letzten Grafik dargestellt: Wie viele Schüsse braucht eine Mannschaft, um gegen das jeweils dargestellte Team zu einem Tor zu kommen? Hier ist das Zusammenspiel von Goalie und Defense von entscheidender Bedeutung. Ups, Wolfsburg. Angesichts der Werte muss man sich auch nachträglich wundern, was die Roosters mit einem dritten Goalie wollen. This is insane. Sag mal, Iserlohn, guckst du dir die ganzen Statistiken, die es in der DEL gibt, auch manchmal an? Das Problem der Roosters liegt doch ganz offensichtlich nicht an den Männern zwischen den Pfosten, sondern an denen davor!

Ich kann nicht auf jede einzelne Mannschaft eingehen, bin für weitere Interpretationen und Besonderheiten aber offen. Be my guest.

Nur ein kurzer Rundschlag: Mannheim, Ingolstadt, Düsseldorf, Krefeld, Augsburg und Straubing: Gefallen mir. Köln finde ich ziemlich planlos und langweilig, die Eisbären leben stark von Poulin, Iserlohn hat sicherlich mit den größten Unterhaltungwert, Schwenningen finde ich bisher nicht sonderlich interessant, Nürnberg ist enttäuschend, ebenso wie Wolfsburg, wobei ich gerade diesen beiden Teams mit ihren Verletzungssorgen zu schwerlich Vorwürfe machen kann. Der Meister hat den Verlust an Qualität noch nicht verarbeitet, viel Brilanz ist verlorengegangen. Am Ende reicht die Qualität zwar immer noch, aber die Münchner sind kein Ausnahmeteam mehr. Bremerhaven: Erstaunlich. Immer wieder.

Ein Kommentar zu „Statistiken zum ersten Saisonviertel

  1. Den Absatz mit „dem Quarterback sein Sex“ hab ich 5x lesen müssen, jedesmal herzlich gelacht und am Schluss doch jedesmal gezweifelt, ob das jetzt Absicht war.

    Vielen Dank dafür! Ach ja, und für die Statistiken!

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