Das fünfte DEL-Wochenende ist Geschichte, und es war, abgesehen von Berlin, Wolfsburg und Ingolstadt für jeden etwas dabei. Immer deutlicher schälen sich Krisenteam heraus. Und natürlich solche, die von den Krisen andernorts profitieren.
Zwei Dinge fand ich an diesem Wochenende besonders auffällig, über die Spiel hinaus, ist natürlich gemeint, besonders beziehe ich mich auf Sonntag: Es gab eine hohe Anzahl von Videobeweisen. Und es wurden insgesamt fünf Spieldauerstrafen ausgesprochen, das hat es in dieser Saison auch noch nicht gegeben.
Fangen wir mit den großen Verlierern diesmal an. Leer ging Ingolstadt aus, das es bei Spielen gegen die DEG und die Wild Wings unter dem Strich bei Null Punkten bleiben würde, damit war jetzt nicht unbedingt zu rechnen. Wenn es bei den Adlern nicht so bescheiden lief, wären die Panther definitiv ein Thema, das mehr im Fokus stehen würde. Dabei gibt es ja durchaus Parallelen. Beide Mannschaften haben im letzten Jahr eine starke Saison gespielt, beide Mannschaften haben den Trainer gewechselt, beide mehr oder weniger nicht freiwillig, und beide kommen nicht so richtig in Gang. Und beide treiben sich unter dem Strich `rum.
Wie ich schon in der Vorschau geschrieben habe, seit die Eisbären Tabellenführer waren, läuft nicht mehr viel bei den Hauptstädtern, die bereits die dritte Niederlage in Folge kassierten und vor allem im Angriff Probleme zu haben scheinen. Nur ein Treffer aus den letzten drei Spielen, das sieht nicht gut aus. Nun gut, mit etwas Glück hätte es, gerade im zweiten Drittel in Köln, besser laufen können für die Schützlinge von Uwe Krupp, auch wenn es am Schluss sehr deutlich wurde.
Fast noch derber sieht es bei den Grizzlies aus, die mit inzwischen ebenfalls drei Niederlagen am Stück, fünf Niederlagen aus den letzten sechs Partien, auf einen verpufften starken Saisonstark zurückblicken müssen. Einen schwarzen Tag erwischten sie in Mannheim, wo nicht viel zusammenlief, aber nach der Heimniederlage gegen Iserlohn kann langsam auch schon mal Krisenstimmung aufkommen, zur Zeit reicht es gerade noch für Platz 10.
Ein wenig Normalität ist bei den Tigers eingekehrt, die ihr Heimspiel gegen am Freitag schwache Ice Tigers solide gewinnen, aber das Auswärtsspiel in Hamburg, trotz wieder nicht schlechter Vorstellung, verlieren. Aber das sind vernünftige Resultate, möglicherweise gibt es am nächsten Wochenende schon wieder das Fernduell mit Nürnberg um die Tabellenspitze, wo man wieder der Frage nachgeht, wer das breitere Handtuch hat für den Platz an der Sonne.
Der Schwung der Münchner ist ins Stocken geraten, sechs Mal in Folge hatten sie gepunktet, an diesem Wochenende setzte es zwei Niederlagen, wobei sie gegen den formstarken AEV immerhin einen Punkt mitnehmen konnten, wobei auch mehr dringewesen wäre. Die Münchner würde ich mal gerne sehen, wenn sie drei Drittel durchpowern. Scheinen sie bisher aber noch nicht in der Lage zu zu sein.
Wenig Neues gibt es aus Schwenningen, wobei sich die Wild Wings zumindest zuhause inzwischen zu einer gewissen Konstanz durchgearbeitet haben, auswärts, wie am Sonntag in Augsburg konnte man das Spiel, etwas überraschend, wenn man die Spielentwicklung im ersten Drittel betrachtet, die Partie lange spannend halten konnten, am Ende aber doch untergingen.
Normale Wochenenden gab es für Hamburg, Niederlage in Iserlohn, Heimsieg gegen Straubing und Nürnberg – nach der schwachen Vorstellung in Straubing ein starker Auftritt gegen München. Die Hamburger scheinen sich gerade ein wenig zu festigen, Nürnberg kämpft mit gewissen Formschwankungen, der Tabellenplatz scheint mir ein wenig besser als die Form, aber andererseits lügt die Tabelle auch nicht.
Gleich vier Teams gingen mit weißer Weste aus dem Wochenende hervor. Am meisten hat mich dabei der Erfolg der DEG überrascht, die ihre kleine Zwischenkrise zu überwunden haben scheint. Mit drei Niederlagen am Stück plus der Pleite in der CHL waren sie ins Wochenende gestartet, um mit Siegen gegen Berlin und Ingolstadt wieder daraus hervorzukommen.
Die Roosters warteten mit Siegen gegen Hamburg und Wolfsburg auf, ich geben zu, angesichts des guten Saisonstarts der Tigers segeln die für mich ein wenig unter dem Radar, dabei trennen die Mannschaft nur drei Zähler vom Tabellenführer, wobei sie noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat.
Das ist allerdings gegen die Haie, einen Dreier würde ich da zur Zeit nicht unbedingt einkalkulieren. Bei den Domstädtern habe ich im Augenblick den Eindruck, dass da immer besser ein Rädchen in das andere greift. Ein Punkt hinter dem Tabellenführer bei einem Spiel weniger. Bester Angriff, beste Abwehr. Ein paar Spiele hat man zwar verloren, aber es kommt auf die Art und Weise an, wie man diese Spiele verliert. Auf Dauer, will mir scheinen, setzt sich Qualität durch – im Moment ist das für mich DER große Unterschied zu den Adlern.
Apropos Garagen. Nach dem Spiel gegen Wolfsburg hatte ich für einen kurzen Moment das Gefühl, dass ein Groschen, na, vielleicht nicht ein ganzer, gefallen sei. 7:3, das hört sich wie ein Brustlöser an. Dagegen spricht, dass es wahrlich nicht der beste Auftritt der zur Zeit sowieso laborierenden, nur mit was, Grizzlies war. Und das Spiel gegen den KEV scheint das im Nachhinein noch zu bestätigen. Du kommst als Meister zum Schlusslicht und liegst nach dem ersten Drittel 0:3 zurück? Ein Drittel, das du im Prinzip einfach wegschenkst. Ich weiß nicht, gegen wen die Adler zur Zeit spielen, aber ich weiß, für wen. Niemanden. Solche Leistungsschwanken sind eines Meisters nicht angemessen, von außen gesehen könnte man Grüppchenbildung vermuten, dabei umfasst eine Kleingruppe aber nie mehr als eine Person. Unglaublich, nach der Kaderliste sind die Adler die mit Abstand am besten besetzte Mannschaft, entpuppen sich aber immer mehr als Papiertiger, darf man aber nicht sagen, weil es den Tigers Unrecht tun würde. Es ist schon soweit, dass ich fast geneigt war, die Spieldauer gegen Brandon Yip als positives Zeichen zu interpretieren, es stecke noch Leben in der Mannschaft.
Man schaue sich nur die Gegentore im Spiel gegen den KEV an: Das war einfach grauenhaft verteidigt. Grauenhaft. Aufbaufehler ohne Ende, in der Defense passt die Abstimmung nicht, die Schusswege werden nicht zugestellt, und, und, und …
Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass da nicht bald zu drastischen Schritten gegriffen wird. Trotzdem, am Freitag zeigen sie was möglich wäre, am Sonntag, was, wenn sie einfach nur da sind. Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht. Um nochmal auf die Haie zurückzukommen: Hier erkennen wir, wie es aussehen kann, wenn ein Team geformt wird – hoffentlich gibts jetzt bei Köln keine Niederlagen-Streak, sonst sehe ich alt aus. In Mannheim bleibt die Mannschaft eine amorphe Masse. Was die mich alleine beim Tippspiel kosten … eine Frechheit. Bin ich eigentlich zu streng bei den Adlern?
Ich frage mich auch, wie sinnvoll es war, einen Juniorentrainer zu verpflichten für eine Mannschaft, die über die mit Abstand größte NHL-Erfahrung verfügt. Also, um das klar zu stellen: Die Adler haben natürlich NIE in der NHL gespielt. Und immer mehr frage ich mich, was möchte, was ist eine solche Mannschaft gewillt, von einem solchen Trainer anzunehmen, eine Mannschaft, die gerade erst den Titel errungen hat. Und das soll jetzt überhaupt keine Aussage über die Qualiäten von Greg Ireland als Trainer sein. Letztendlich ist sie das aber doch. Stimmt die Chemie? Eine falsche Mischung kann sich auch zur Bombe entwickeln.
Wechseln wir wieder auf die Seite des Guten, müssen wir hier über die Panther sprechen. Der Saisonbeginn war ja durchwachsen, Siege gab es nur gegen die großen Mannschaften, aber das Spiel gegen Schwenningen hat gezeigt, wenn das Selbstvertrauen erst einmal da ist. Erneut gab es für den AEV zwei Siege am Wochenende, gegen München, nicht zu verachten, aber durchaus verdient, gegen Schwenningen wurde es deutlicher. Inzwischen ist die Mannschaft seit fünf Spieltagen ungeschlagen. Sie segelt zwar noch im Schatten der Erfolge von Straubing und Iserlohn, aber von der Tabellenspitze trennen die Panther auch nur noch vier Punkte. Wird am Wochenende nicht einfach, wenn sie in Berlin antreten müssen und die Tigers empfangen. Aber aussichtslos ist das, gerade in dieser Form, gegen beide Gegner nicht.
Zum Abschluss wieder die Schussstatistik:
Interessant: Die vier effizientesten Teams sind in der Top-5. Naja, irgendwo aber auch naheliegend.
Torschüsse | Tore | Quote | |
Augsburg | 280 | 33 | 11,79 |
Köln | 289 | 34 | 11,76 |
Straubing | 288 | 33 | 11,46 |
Iserlohn | 303 | 33 | 10,89 |
Krefeld | 304 | 31 | 10,20 |
Nürnberg | 302 | 29 | 9,60 |
Hamburg | 284 | 27 | 9,51 |
Wolfsburg | 301 | 28 | 9,30 |
München | 338 | 29 | 8,58 |
Berlin | 303 | 25 | 8,25 |
Mannheim | 390 | 31 | 7,95 |
Schwenningen | 323 | 25 | 7,74 |
Düsseldorf | 327 | 25 | 7,65 |
Ingolstadt | 321 | 23 | 7,17 |
Schon einmal einen kurzen Blick auf die Verletztenliste der Adler geworfen?
Reul – Kink – M. Goc – Raedeke – Wagner – Joudrey + Hecht
Da wird sogar der Mannheimer Kader plötzlich dünn… Am Wochenende kam sogar Lenny Palausch von den Huskies aus der DEL2 zu Ligaeinsätzen bei den Adlern.
Ja, natürlich ist mir die Verletztenliste der Adler bewusst. Aber als alleinige Entschuldigung ist mir das etwas billig. Schau dir Hamburg, Krefeld oder Wolfsburg letzte Saison an. Da zog sich die Verletztenmisere durch die gesamte Saison. mit sowas ist immer mal zu rechnen. Aber das entschuldigt nicht so einen Auftritt wie in Krefeld. Schaut man sich die Entstehung der Gegentreffer an, ist das zum Teil schwer erklärbar. Üble Abwehr-, Stellungs-, Wechselfehler; bei einem Gegentreffer, der dritte oder vierte?, siehst du, zwei Spieler von der Bank Richtung eigenes Tor eilen, aber zu spät kommen. Wie kann man in einer solchen Situation wechseln? Bei gegnerischen Scheibenbesitz. Und die Breakanfälligkeit? Ja, es stimmt, bei den Adlern sind viele Spieler verletzt, aber das kann nicht als Erklärung für alles dienen. Sie spielen im Moment eine Art Eishockey, das vor allem ihren Problemzonen nicht entspricht. Über die Offensive kann man ja nur bedingt meckern …
Da man ja immer das Positive sehn soll, ich denke, die Personalsituation rettet im Moment Ireland´s Job !
Das wäre ein „vernünftiges Argument“, aber ich glaube, mit allzuviel Vernunft wird in solchen Fällen selten gearbeitet. Ich würde sagen, die Uhr tickt