Jürgen Klopp spaltet die Fußball-Nation gut und gerne. In Sachen Reaktion auf das ZDF-Interview hat er jedoch fast alle hinter sich. Das ist nicht weiter verwunderlich, aber… sagt unser eingenetzt-Blogger.
Der Mikrofon werfende Jürgen Klopp ist mal wieder in aller Munde. Dabei kann man durchaus Verständnis für den BVB-Trainer aufbringen, der eigentliche Gewinner des Interviews blieb aber Oliver Kahn. Olli, der zuletzt ebenfalls erst vor Kurzem mit Herrn Klopp zusammengerasselt war, genoss die Abkanzlung seines Sidekicks Jochen Breyer sichtlich und gab auf dessen Betteln à la „ich hab doch recht, Olli?“ erst ein süffisantes Achselzucken zum Besten, um dann festzustellen: „Es wird wohl schwer werden.“ Nicht die Versöhnung zwischen Klopp und Breyer natürlich, sondern die BVB-Chancen auf das Halbfinale der Champions League. 1:0 für Olli.
Klopp hätte gegen den Waldi-Imitator Breyer viel besser punkten können, indem er seine unter der Woche in Pressekonferenzen gerne gepflegte Coolness hier angewandt hätte. Brutal cool, um sich mal seiner Sprache zu bedienen. Aber – und auch da gebe ich Herrn Kahn wieder Recht – Estadio Bernabeu, 90.000, Adrenalin usw., da muss man nicht unbedingt cool sein. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Klopps Reaktion ein großes Stück Kalkül in sich hatte.
Zu oft hat sich der BVB-Coach zufrieden zurück gelehnt, wenn der gesamte Presseraum sich vor Lachen nach seiner zur Schau gestellten Lässigkeit bog. Zu oft hat er gekonnt verbale Angriffe auf Gegner gefahren. Eine allzu menschliche Reaktion nehme ich ihm nur ungern ab.
Bliebe noch die Frage, ob Breyers Frage wirklich so doof war, wie Klopp behauptet. Ich sage es mal ganz undiplomatisch: Die Frage war nicht doofer als 90 Prozent aller nach Sportereignissen gestellten Fragen. Mein Lieblingsbeispiel für einen souveränen Umgang mit solchen Fragen bleibt immer noch Heinz Harald Frentzen und dessen Antwort auf Kai Ebels Frage, wie er sich denn nach einem Motorpatzer fühle: „Ja, Scheiße, nee.“
Dass ausgerechnet das ZDF, das mit dem Experten Klopp bedeutend an der Legende des Trainers mitgebastelt hat, nun Opfer des eigenen Kult-Trainers wird, könnte man ja ausgleichende Gerechtigkeit nennen. Oder es ist einfach nur der Verteilung der Senderrechte geschuldet. Frei nach Goethe: Den Trainer, den ich einst schuf…
Aber vielleicht lagen sich Klopp und Breyer kurz nach Interview bei einem guten Rioja versöhnlich in den Armen, genossen neben dem guten Tropfen einen weiteren ihrer Dampfplaudererzunft, nämlich Markus Lanz, der die ganze Sache dankbar aufnahm und damit weiter an der vermeintlichen Eklatschraube drehte…