NFL Weakly: Ein bisschen Spaß muss sein?

Eine Welt voll Sonnenschein soll es in der NFL weiter nicht geben – eingenetzt.org über die als No Fun League verschriene Liga-Organisation und Gewinnen mit Stil.  Und was Mavericks-Besitzer Mark Cuban mit dem Ganzen zu tun hat.

„Act as if you’ve been there“

…diese einfache Weisheit des großen Walter Payton fand ich als Jubel-Knigge für die NFL immer am besten. Payton, Running Back bei den Chicago Bears, zelebrierte seine Touchdowns immer auf dieselbe Art: Indem er den Ball einfach dem Referee gab. Da schwingt, um mal einen meiner Lieblingsfilme zu zitieren, die Coolness dann einfach im Subtext mit. Andererseits habe ich im Gegensatz zur NFL nichts dagegen, wenn so mancher Spieler seine Touchdowns auf extrovertiertere Art feiert. Aber wohlgemerkt: Touchdowns. Nicht irgendein Tackle im Backfield oder ein Run über fünf Yards!

Die Liga mag dagegen großes Gejubel gar nicht mehr, erwies sich wieder einmal als Spaßbremse und verbot das Dunking des Balles über den Querpfosten, wie es Jimmy Graham von den Saints gerne zelebriert. „Dann werde ich in der nächsten Saison wohl die Penalty-Statistik anführen“, twitterte Graham lapidar auf die Entscheidung hin und schloss mit dem Hashtag „#Funpolice“.  Und versah das Ganze mit folgendem, liebevoll gestalteten Photoshop-Bild:

Fußball-Freunde dürften sich an die allseits beliebte Trikot-Regel erinnern, die den Spielern mittlerweile verbietet, sich im Torjubel der Oberbekleidung zu entledigen. Begründung für die Entscheidungen dies- und jenseits des Atlantiks ist übrigens in beiden Fällen diesselbe: Dieser Jubel ist „unsportliches Betragen“, wie es im schönsten FIFA-Deutsch heißt.

So argumentierte die NFL auch in der Vergangenheit, als sie verschiedene Jubel-Arten auf den „Taunting“-Index stellte – besonders die Auswüchse der „Mass Celebrations“ bei Sacks oder Ähnlichem sollte damit vor allem gestoppt werden. Als zweites, inoffizielles Argument wird gerne auch der Zeitfaktor gefunden. Was angesichts der meist dreistündigen Spiele im Football nicht unbedingt ins Gewicht fallen dürfte.

In Sachen Dunking lieferte Jimmy Graham jedoch in der letzten Saison einen stichhaltigen Beweis für seine Gegner.

Sorry, Jimmy, da musst Du jetzt alleine durch. Schließlich brauchten die Herren von der Field Crew in Atlanta einige Zeit, um die Pfosten wieder aufzurichten und für eine ungefährdete Fortsetzung des Spiels zu sorgen. Zwar nicht so lange wie damals in Madrid und einen Grimme-Preis gab es für die Kommentatoren auch nicht, aber lange genug, um der NFL ein gutes Argument gegen seine Jubelarien zu geben.

Vielleicht wäre etwas mehr Besinnung auf Walter Payton und damit die Schonung des Geldbeutels angesagt. Wenn man doch etwas exzessiver feiern möchte, dann bitte nicht den Gegner so demütigen, wie weiland Leslie Nielsen…

Cubans Countdown für die NFL

Warum sich die Liga allerdings mit solchen Kinkerlitzchen beschäftigt, anstatt einfach mal andere Probleme anzufassen, erschließt sich übrigens nicht nur mir nicht. Ob Gehirnerschütterungen, die Verletzungsgefahr im Allgemeinen, der unsägliche geplante Ausbau der Spieltage auf 18 oder die Anhebung der Anzahl der Playoff-Teams. Da ist Einiges diskussionswürdig – aber nicht das Feiergebahren einiger Spieler.

Dallas Mavericks-Besitzer Mark Cuban gibt der NFL übrigens nur noch zehn Jahre, ehe sie „implodiert“, wie er lang und breit gegenüber ESPN erklärte. „Schweine die viel fressen werden zu Mastsschweinen und die werden geschlachtet. Wenn man gierig wird und es übertreibt, dann wenden sich die Leute ab“, brachte Cuban ein anschauliches Beispiel und meinte damit vor allem die Ausweitung der Spieltage auf neben den traditionellen Sonn- und Montagen auf Donnerstage und Samstage. Dies gibt es bereits seit einigen Jahren, es gibt jedoch einen neuen TV-Deal, in dem die NFL den Donnerstag-Termin, der sonst nur auf dem hauseigenen Sender zu empfangen war, auch auf CBS ausstrahlen lässt.

„Sie versuchen jeden Abend im Fernsehen zu übernehmen“, prangerte Cuban weiter an. Nach seiner eigenen Erfahrung als Geschäftsmann sei solche Gier am Ende nicht gut für das Geschäft. Solch ein Gebahren würden einem „immer, immer, immer, immer, immer um die Ohren fliegen“. Und verglich die NFL-Übertragungen flugs mit der amerikanischen Ausgabe von „Wer wird Millionär“, deren Quoten runtergingen, als die Sendung von zwei auf fünf Wochentermine ausgebaut wurde.

Der Vergleich mag zwar hinken, im Kern hat Cuban aber nicht ganz Unrecht. Schon jetzt sind mir persönlich vier Tage in der Woche NFL zu viel. Es gibt ja nicht nur Football im Leben. Dass der Sonntag mit neun Stunden belegt wäre, würde man alles im TV sehen wollen, dürfte so mancher Ehe schon immer im Weg gestanden sein. Dass  neben dem zusätzlichen, traditionellen Montagabend auch noch die Donnerstag- und Samstag-Abende blockiert sind, ist hier sicher ebenso wenig hilfreich.

So blieben dem geneigten Football-Fan gerade einmal drei freie Abende – an denen man wunderbar College-Sport, NBA, MLB oder NHL gucken könnte. Man abgesehen von den hiesigen Anhängern, die ja bereits eine fast durchgängige Fußball-Berieselung erwarten können. Gut für Sportnerds – schlecht für Sportinteressierte. Ob die NFL damit zu Fall kommt, steht auf einem anderen Blatt.

 

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