Murray und Lendl: Eine Trennung und ihre Folgen

Das plötzliche Ende kam selbst für viele Tennisinsider ähnlich überraschend wie der Beginn ihrer Zusammenarbeit Ende 2011. Andy Murray und Coach Ivan Lendl gehen ab sofort getrennte Wege. Die Trennung des Erfolgsduos wirft Fragen auf – nach dem Warum, aber auch danach, wie es mit der Karriere von Andy Murray nun weitergehen kann. eingenetzt.org sucht Antworten.

„Ich bin Ivan unendlich dankbar für für die harte Arbeit in den letzten zwei Jahren, der erfolgreichsten Zeit meiner bisherigen Karriere“, blickte Murray in seinem offiziellen Statement auf die Zeit mit Lendl zurück. „Als Team haben wir viel gelernt. “ Die Trennung, so ist den weiteren Worten zu entnehmen, verlief einvernehmlich und es gibt keinen Grund daran zu zweifeln. Murray lernte von Lendl, nach vier Grand Slam-Niederlagen, endlich die großen Titel zu gewinnen.

Der immer so stoisch scheinende Lendl zähmte Murray oftmals hitziges Temperament und formte aus dem mehrfachen Beinah-Sieger einen echten Gewinner. Murray holte unter Anleitung der Tennislegende 2012 erst Olympiagold und siegte dann auch bei den US Open. Doch noch viel wichtiger, er gewann 2013 als erster Brite nach 77-jähriger Durstrecke Wimbledon und löste damit in seiner Heimat einen wahren Freudentaumel aus. Lendl erfüllte seine Mission mit Bravour.

Doch diesen großen Erfolg noch zu toppen, ja selbst nur dieses Level zu halten, wäre auch vor dem Hintergrund, dass Murray Ende letzten Jahres eine Rücken-OP hatte und erst langsam wieder in Form finden muss, eine enorm harte Aufgabe geworden. Nicht unmöglich, aber natürlich in erster Linie eins: zeitintensiv. Dafür hätte Lendl, bisher als Teilzeit-Coach hauptsächlich für die Vorbereitung auf und die Betreuung bei den großen, wichtigen Events dabei, permanent und persönlich an der Seite seines Schützlings sein, ihn auf allen Turnierreisen begleiten müssen.

Lendl braucht Zeit für eigene Projekte

So lautete offenbar auch Murrays Wunsch an seinen Mentor, berichten Insider. Doch genau da lag für Lendl das Problem. „Es ist ganz einfach – ich kann nicht genug Zeit aufbringen, um diesen Job vernünftig zu machen“, erklärte er CNN schriftlich zur Trennung. Seine Familie, sein Golfspiel, seine Junior Tennis Academy um alle diese Dinge will sich Lendl auch in Zukunft weiterhin kümmern können. Aber fast noch wichtiger könnte etwas anderes sein: Lendl lernte während der Zeit mit Murray offenbar auch persönlich etwas. Nämlich wie groß seine Liebe zum Tennissport immer noch ist und vor allem wie groß sein Wunsch ist, aktiver Teil dieses Business zu sein.

„Es ist Zeit für mich, mich darauf zu konzentrieren, meine eigenen Projekte voranzutreiben und auch auf der ganzen Welt mehr Turniere zu spielen. Das genieße ich gerade besonders“, bestätigte Lend, der zuletzt bei einer ganzen Reihe von Showturnieren, in Kansas City, Oklahoma City, Nashville, Charlotte und London angetreten war. „Er hat an mich geglaubt, als fast alle anderen es nicht taten“, erklärte Andy Murray einmal die Bedeutung Lendls für ihn. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Eine neue Karrierephase mit einem neuen Trainer. Aber wem?

„Ich werde immer auf Andys Seite sein und ich wünsche ihm bei dieser neuen Phase seiner Karriere nichts anderes als großen Erfolg“, versicherte Lendl nach der Trennung und sprach dabei einen wichtigen Punkt an. Murray Karriere steht in der Tat am Beginn einer neuen Phase. 2014 ist für den Schotten ein Übergangsjahr – das Jahr eins nach seinem größten Erfolg, das Jahr eins nach seiner Rücken-OP. Das Jahr, in dem er eigentlich beweisen will und muss, dass er nicht nur – wie bisher – weiter der Juniorpartner im Konzert der Top Four ist, sondern sich auch dauerhaft gegen seine Hauptkonkurrenten Rafael Nadal, Novak Djokovic und mittlerweile auch dem wiedererstarkten Roger Federer behaupten kann und einen weiteren Schritt nach vorne macht.

Dazu sind weitere Verbesserungen in seinem Spiel nötig, er braucht neue taktische Varianten. Dabei, diese zu finden, muss ihm jetzt jemand anderer als Lendl helfen. Namen werden in der Branche bereits heiß diskutiert. Darran Cahill, John McEnroe, Mats Wilander wurden genannt. Allerdings sind alle als TV-Experten derzeit relativ fest gebunden. Mit Ausnahme von vielleicht Cahill wäre wohl keiner ernsthaft interessiert, einen Job als Murray-Coach anzutreten. Auch André Agassi und Pete Sampras verspüren derzeit kaum Lust, wie ihre Kollegen Boris Becker oder Stefan Edberg als Coaches auf die Tour zurückzukehren.

Blieben also eher weniger berühmte Kandidaten. Aber Murray hat ja auch immer noch seinen langjährigen Weggefährten und Assistenztrainer Dani Vallverdu, mit dem ihn auch ein gutes privates Verhältnis verbindet. Wer auch immer der neue Coach an seiner Seite wird, mitbringen muss er vor allem einen ähnlichen Sinn für Humor und Verständnis für die Eigenheiten Murrays. Aber noch wichtiger: Er muss an genau wie Lendl, ganz fest an seinen Schützling glauben und ihm dieses Gefühl immer wieder neu vermitteln.

2 Kommentare zu „Murray und Lendl: Eine Trennung und ihre Folgen

  1. Murray wird auch wieder einen Coach finden, das sollte klar sein. Er braucht jetzt einen, der ihn pusht und motivieren kann zu alter Form zu kommen nach der Verletzung. Da brauch es meiner Meinung nach nicht mal einen „Altinternationalen“, evtl. nimmt er den dann dazu wenn es wieder läuft.

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